Tschechien | Oktober '99
Von Zittau auf die Schneekoppe - ein Herbstspaziergang
Wir wollten nicht so weit weg, aber trotzdem etwas schönes unternehmen. Die deutschen Lande schienen uns mal wieder zu langweilig und so kamen wir auf das Isar- und Riesengebirge, die sich wie ein Gebirgszug durch Tschechien bzw. auf der tschechisch-polnischen Grenze bis zu dem höchsten Berg des Riesengebirges, der Schneekoppe hinziehen. Von Zittau aus ging es zu Fuß übers „Drei Länder Eck“ in Isargebirge. Es war vorrangig ein schönes Herbstwetter und das Isargebirge zeigte sich von seinen schönen Seiten. Lange wanderten wir durch wunderschöne Buchenwälder, wobei man in dem bis zu fast einem Meter dicken Buchenlaub schon seinen Spaß haben konnte. Beeindruckend waren die Gegenden welche mit vielen Steinkuppen wie Labyrinthe wirken und besonders bizzar wirkten die Abgestorben Wälder, welche eher in den oberen bereichen anzutreffen sind. Trotzdem man diese zerstörte Natur mit gemischten Gefühlen bestaunt, hat sie mit ihren Wäldern aus silbrig schimmernden Baumstämmen etwas Faszinierendes. Weite Bereiche aber sind inzwischen wieder aufgeforstet. Oben gibt es auch Hochmoore, welche die Zeltplatzsuche langwieriger werden lassen. Inzwischen ist das immer noch schöne Herbstwetter schon deutlich kühler geworden.
Am Ende des Isargebirges kommt man nach Harrarov einer kleinen Stadt, die dem Tal liegt, welches Isar- und Riesengebirge voneinander trennen. Wir deckten uns mit tschechischen Lebensmitteln ein, besonders Tatrankys (Waffeln) und stiegen hinauf in Riesengebirge. Die Kammwanderung verläuft auf dem Kammweg, der als Fahrweg ausgebaut ist und direkt auf der Grenze verläuft, bzw. sie ständig schneidet. Aus diesem Grund durfte er Laut eines unübersehbaren Schildes nur von 8-20 Uhr mit einem gültigen Reisepass betreten. Jetzt befanden wir uns nicht nur im Naturschutzgebiet, sondern auch noch in einer militärischen Sicherheitszone. Das wir gerade mal 15 bis 16 Jahre alt waren und nur Kinderausweis bzw. Personalausweis hatten konnte uns nicht davon abringen hier oben auch noch zu Zelten. Das schlimmere Übel war der kalte Nebel und Wind der uns empfing. Jetzt war nichts mehr mit T-Shirt, es kamen schon Handschuhe usw. zum Einsatz, um uns mit der Hoffnung auf Besserung weiter wandern zu lassen. Es war bald Abend und wir mussten nun irgendwo schlafen. Die Schlafplatzsuche war fast unmöglich, da man nur ca. 30 Meter weit schauen konnte. Plötzlich tauchte ein laut brummendes Haus aus dem Nebel auf, wahrscheinlich eine Sendestation, also konnten wir davon ausgehen, dass unser Weg auch befahren wird. Mit gemischten Gefühlen leisen wir uns in unbestimmter Ferne des Weges nieder, soweit man ging kam nur hüglige Wiese und wir hofften nun das der Nebel die Nacht über noch Versteckt. Die nächsten Tage sehen nicht besser aus. Alles war grau, kalt und nass. Leuten begegneten wir nicht oft, aber eines Abends fanden wir ein kleines Häuschen, wieder neben einem Brummenden gelben Hauskasten ohne Fenster. Das sollte unser Quartier sein. Nach dem Spaghettiessen riss der Nebel kurt auf und wir sahen unmittelbar neben uns eine polnische Baude und Militärstation. Beim abwaschen überraschte uns auch schon ein Soldat mit mächtig großem Schießeisen, aber auf Grund der kommunikativen Schwierigkeiten lies er sich, mit dem eher zufällig gesagten, Wort „Bauda“ davon überzeugen, dass wir aus irgendeiner Baude zu kommen scheinen, die wahrscheinlich in der von uns ahnungslos angedeuteten Richtung zu liegen schien. Nun hieß es schnell weg und wir versteckten uns im nächsten Moor. Die Schneekoppe, der Höhepunk unserer kleinen Reise, erreichten wir früh ca. 9 Uhr. Es war nur knapp über Null Grad und wie immer dicker Nebel. Wir frühstückten und frohren so gut es ging, und entdeckten beim Aufbruch das Restaurant, welches wir im Nebel nicht gesehen hatten. Beim Abstieg nach Pec kamen wir unter die Wolkendecke und alle Qual ganz schnell vorbei. Trotzdem fuhren wir noch mit dem Bus nach Zittau und weiter nach Hause, ein sehr schnelles Ende nach einer doch interessanten Woche.