Mallorca | Sommer '06
Einen Monat Malle!
Endlich ist es kühl und bewölkt. Letzte Nacht hat es das erste Mal geregnet und der erste Teil des Urlaubs nähert sich dem Ende. Seit nun schon fast zwei Wochen wohnen wir in einem Haus in dem kleinen Ort Porreres, der sich im Südosten der Insel befindet. „Wir“ heißt in diesem Fall die Jungs aus Ferdis Abiklasse und meine Wenigkeit.
Bis jetzt war alles reine Erholung, richtiger Luxusurlaub mit Auto, gutem Essen, Klotze usw. Ich bin mir gar nicht so sicher was wir eigentlich die ganze Zeit gemacht haben. Recht am Anfang mussten wir erstmal auf den Ballermann und zwar gleich eine ganze Nacht, da die Busse nicht so oft fahren. Man trifft eine Selektion an Landsleuten, die wirklich beeindruckend ist. Super Ritchie live, Fußballhymnen für Dynamo Dresden, alles erdenkliche, doch leider fiel trotz Alkoholspiegels auf, dass es nirgends eine auch nur im Ansatz lustige Party gab. Und wenn wir unseren Lukas riefen schallte von überall her die Antwort „Podolski“ zurück.
Tage darauf fuhren wir mal wieder zum Strand, allerdings wollten wir dort übernachten. Es ging in die Bucht Cala Magraner, welche ich im Kletterführer fand. In dieser schönen Bucht, welche die Mündung eines Ausgetrockneten Flusses ist, sollten wir drei Tage bleiben. Bis in die frühen Mittagsstunden konnte man wunderbar klettern, alles schöne 6er. Der Tag wurde mit Baden, Klippenspringen, Tauchen, Spielen, Lesen und Essen verbracht, abends ging es wieder an die Wand.
In dieser Zeit reifte die Idee von der höchsten und ausgesetztesten Klippe zu springen. Nachdem ich eine Nacht mit Ferdi allein war kamen einige der Andren wieder und wir machten uns auf. Sebastian, ein deutscher Backpacker, den wir kennen lernten, schnorchelte die Wassertiefe ab. Vier Meter mussten reichen, Sprunghöhe ungewiss (später errechneten wir aus Videoaufzeichnungen 15 Meter). Der Moment des Absprungs, das Kippen, wenn es kein Zurück mehr gibt und unten, tief unten, das türkisblaue Meer; ein unbeschreiblicher Moment, in dem man die Angst oben lässt und sich auf die Kontrolle des fast zwei Sekunden dauernden Fluges einstellt. Einfach nur geil, schwerelos. (Es gibt ein video von der Aktion.)
Die nächsten Tage sollte ich noch öfters daran denken, denn die Bremskraft hat mir mein Knie geprellt, was sich aber erst im Laufe des Abends bemerkbar machte. Nun geht es schon wieder und ich bin mit Houellebecqs Elementarteilchen fertig.
Der schon erwähnte Backpacker namens Sebastian war ursprünglich mit einem Freund unterwegs. Sie fielen uns auf, da sie stritten und dann jeder in einer anderen Ecke der Bucht saß. Der Andere wanderte weg und Sebastian nahmen wir nach gemeinsamem Klettern mit zu uns. Erst nur zum Essen, nun wohnt er hier mit uns. Aufgrund seines argentinischen Hintergrundes spricht er Spanisch, was ganz praktisch ist, und später entpuppte er sich als Waldi. Felix und Sebastian verstehen sich aufs Kochen und verwöhnten uns mit leckerstem Lamm.
Die letzte Nacht in diesem tollen Haus steht bevor und morgen geht es in den Norden, durch die Schlucht Torrente de Parais wandern. Dort werde ich mich mit Ferdi absetzen und es kommt Teil zwei, der Kletterurlaub.
In den letzten Tagen ist ein dritter Teil des Urlaubs entstanden, denn Anabelle hat sich einen Flug gebucht und wird in einer Woche bei mir sein. Durch diesen Umstand werde ich wohl einen Monat auf Mallorca verbringen. So hat es sich doch gelohnt ohne geplante rückreise hier her zu kommen und ich freu mich sehr darauf. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht allzu oft regnen wird, obwohl es sehr angenehm ist.
Mallorca, 17. Bundesland, größte deutsche Insel, Ballermann. Strände voller Hotels, man wird, selbstverständlich auf deutsch, zu schlechten Saufparties geschickt und isst Bratwurst und Döner. Aber es gibt auch ein Mallorca hinter dem Ballermann. Das kann ich jetzt schon ganz sicher sagen. In diesem Dorf hier kann man nur mit bisschen Englisch in Internetcafe kommunizierten, die Busfahrer, welche hier wohl nicht rechnen gelernt haben, verstehen höchstes den Zielort. Die Mallorquiner sind unheimlich stolz auf ihre Sprache, angeblich lernen sie in der Schule als erste Fremdsprache Spanisch.
Die Landschaft ist sehr unterschiedlich, bis jetzt waren wir in flachen, sehr steinigen Gebieten. Überall in den Feldern und an vielen Häusern stehen Türme in denen sich unten ein Brunnen befindet. Auf einigen sind noch große Windräder (Farmer Rotoren), mit deren Hilfe Wasser hochgepumpt wird.
Shit, so schnell kann alles ganz anders aussehen. Mein Knie hatte sich von dem Sprung ganz gut erholt und so gingen wir Sonntag durch die beeindruckende Schlucht Wandern. Auf Grund weniger guter Planungsarbeit trugen Ferdi und ich unsere Rucksäcke durch die Schlucht, was enorm anstrengend war. Abends hat uns Leo noch nach Port De Sóller gefahren, da wir dort klettern wollten. Nach ein paar Pommes von Burger King sind wir total müde im Klettergebiet direkt hinter dem Ort angekommen. Nächsten Tag waren wir mit schmerzenden Beinen im Supermarkt. Nachmittag wollten wir in eine Bucht wandern, die es hier nicht gibt. Nach ca. einem Kilometer sind wir total fertig umgedreht, denn der Weg war verschwunden. Wieder zurück versteckten wir die Rucksäcke ein weiteres Mal und gingen in den Ort um zu baden, duschen und Postkarten zu schreiben. Auf dem Rückweg fing mein Knie wieder an zu schmerzen, wahrscheinlich ist es auf den letzen paar Metern kaputt gegangen. Die Nacht konnte ich vor schmerzen kaum schlafen, früh war es dick. Meine Diagnose: Gelenkerguss. Ich war erstmal total fertig, seit dem letzen Mal ist mein Knorpel kaputt, was kommt jetzt? Inzwischen habe ich mich bisschen gefangen und liege in meinem idyllischen Krankenbett. Kann gerade mal 20 Meter zum Scheißen humpeln und habe keine Ahnung wann und wie ich hier wegkomme. Anabelle und Jonas bekamen ihre Geburtstags SMS, allerdings weniger freudig, mir war eher nach Heulen. Wenigstens gibt's hier billige Voltarén Salbe, das einzige was mir einfällt, denn Quarkwickel und Arnika machen sich hier auf dem Schotterweg in der Steilküste bisschen schwierig.
Meine Stimmung ist erstmal wieder o.k. Gesten Abend kam ein bombastisches Gewitter und wir zogen 300 Meter weiter in eine große Höhle in der Kletterwand. Das sollte sich gelohnt haben, denn wir mussten anfangs noch ganz nach hinten griechen um dem Sprühregen zu entkommen. Im Regen konnte man nur noch den Leuchtturm erkennen.
Friedlich schliefen wir ein, wissend, dass uns wieder diese Mistviehchen zerstechen werden.
Heute früh waren wir schon 13 Uhr beim Frühstück und da überkam mich der Übermut und ich hängte die ersten zwei Exen in der 8a+ an der Höhlenkante ein. Es sollte sich noch für die Sonnensegelkonstruktion bewähren. Mein Knie ist etwas abgeschwollen, wird fleißig gesalbt und langsam schmerzfrei. Zwei Mal bin ich bis zum Wasser gehumpelt. Bei den großen Wellen hat man richtig Angst wieder heil herauszukommen ohne sich den Wanst an den Klippen zu schürfen. Es ist dunkel und der Kartoffelbrei ist fertig.
Die Abhängigkeit von der Zivilisation kann belastend sein; ständig müssen wir Wasser kaufen und jetzt werden auch noch alle Akkus alle. Ferdi ist gerade noch mal zurück nach Santanyi gelaufen um eben dieses Wasser und etwas Nahrung zu besorgen.
Nachdem wir gestern ein paar schöne Wege in Sóller kletterten, sind wir vollkommen verdreckt aus der Höhle zurück auf den Schotterweg gezogen und machten uns noch einen schönen Nachmittag im hässlichen Port De Sóller.
Heute Früh sind wir über Palma nach Santanyi gefahren, extra den längenren Weg durchs Gebirge. Die drei Kilometer Teststrecke ins Klettergebiet Tijuana hat mein Knie im Verbundenen Zustand geschafft. Hier ist richtig schöne Klippenküste, die Wege sehen eher schwer aus. Hoffentlich gibt es hier nicht mehr die verfluchten Mücken, sonst gehen wir wieder nach Cala Magraner.
Und da währen wir wieder, wieder in Cala Magraner. In Tijuana gab es Mücken! Der Grund ist allerdings dieser, dass wir beim Klettern ein deutsches Pärchen getroffen haben, mit denen wir uns sofort gut verstanden. Nach ein paar Touren am Morgen im Schatten taten wir, was der Kletterführer als „the serious bussiness of sun bathing“ beschreibt. Wir erzählten den Beiden von Cala Magraner und irgendwie ergab sich, dass wir zusammen in ihrem Miniauto, eingekeilt in Rucksäcke hierher fuhren. Es ist richtig kalt, sehr schön, der Himmel schwarz bewölkt und die Wellen wild; komisches Gefühl, hat man den Platz doch so anders in Erinnerung. Morgen ist schon Ferdis letzter Tag. Es wird endlich eine kühle Nacht geben, hoffen wir das es nicht Gewittert.
Heute ist schon Sonntag, sechs Tage sind wie im Flug vergangen. Lisa und Andreas hatten Ferdi und mich noch einmal nach Portocolom gefahren. Am Airport traf ich endlich Anabelle und es regnete leicht. Ferdi blieb mit allem Kletterzeug auf dem Airport.
Wir, welches sich im Weiteren auf Anabelle und mich bezieht, mussten erstmal einige Verworrenheiten, insbesondere in Bezug auf die nicht vorhandene Kreditkarte und Mietauto, diskutieren, bis wir zu Sixt fuhren und einfach ein Auto mieteten, was sogar noch recht günstig war. Mein erster Autourlaub, wer hätte das gedacht?
In Campos ging es erstmal in den Eroski und mit dem Auto voller Essen zurück nach Cala Magraner, da wir erstmal an den Strand wollten.
Das Wetter hat sich Verändert, es ist nicht hat mehr so heiß und es hat ab und zu geregnet. Für die zweite Nacht mussten wir in eine kleine Höhle ziehen, was sehr gemütlich war. Abends entschieden wir uns spontan nach Lluc zu fahren und auf dem kostenlosen Campingplatz bei dem Kloster zu gehen. Irgendwann in tiefer Nacht fanden wir ihn. Seit dem sind wir hier. Unser blaues Gefährt (ein Peugeot 206) ist Vollkaskoversichert und es macht schon Spaß die endlosen Serpentinenstraßen durch die Berge zu fahren. Gestern waren wir, ich noch mal, aber diesmal ohne großen Rucksack, in der Schlucht Torrente de Parais, irgendwie konnte ich es mehr genießen und habe heute auch keinen Muskelkater.
Es ist so richtig entspannter Urlaub. Wir warn in Sólller und Polenca, sitzen rum, lesen Zeitung, trinken mal was und schauen den Kindern beim spielen zu. Das dabei mal ein Fußball auf dem Restauranttisch landet ist nicht weiter dramatisch.
Die Serpentinstraßen sind beeindruckend eng, es macht richtig Spaß unser kleines Auto um die Kurven zu jagen. Gestern waren wir am Cap Formentor, der nördlichste Punkt der Insel.
Wir Zelten immer noch in Lluc und heute früh auf dem Weg zum Duschen kam uns Andreas entgegen, Lisa war noch in der Dusche. Sie haben uns noch eine Bucht in der Nähe von Cala Magraner empfohlen, welche noch schöner sein soll, morgen wollen wir dahin umziehen.
Vormittag waren wir in Aludia und liegen jetzt irgendwo zwischen vielen Touristen am Strand. Heute Abend wollen wir uns mit einem Mallorquiner treffen, den Anabelle im Krankenhaus kennen gelernt hat. Inzwischen ist das Wetter wieder wesentlich sonniger, allerdings sind die Nächte in den Bergen in meinem dünnen Sommerschlafsack recht kühl.
Bei Raphael, dem Mallorquiner, war es ganz nett. Wir sind früh, was uns wirklich schwer fiel, losgefahren, um die besagte schöne Bucht zu finden. Sie ist wirklich direkt neben der Cala Magraner, und in sofern schöner, da sie einen Sandstrand hat. Man muss sich zwar durch ein Tor durchzwängen um in das Grundstück zu kommen, allerdings scheint sich niemand drum zu kümmern. Lisa und Andreas waren mit ihren ganzen Freunden schon am Zelten, und überall schienen Leute zu wohnen. Einer, hat sich wohl in eine Höhle versucht häuslich einzurichten, es gab eine slag line, Lagerfeuer am Strand, paar von den Leuten haben nachts ganze Bäume durch die Gegend geschleppt, ein sehr freakisches treiben. Am Tag allerdings war die Bucht voller Touristen.
Dank Andreas kam ich doch noch mal in den Genuss ein bisschen „deep water soloing“ zu machen; was das ist? ein cooler Begriff, den jeder ständig benutzt, welcher ungefähr so viel besagt, wie das man ohne Sicherung über Wasser klettert, welches tief genug ist um rein zu springen falls man herunterfällt. Naja ich fühle mich da immer eher wie ein schlapper fetter Fisch.
Am morgen unserer Abreise nieselte es ein wenig, aber wir hatten trotzdem eine wunderschöne Nacht am Strand. Zurück zum Airport war ja mit dem Auto kein Problem mehr und Anabelle hatte mir einen Rückflug besorgt.






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