Kuba | Winter 2014
Tagebuch Kuba
Ich war für drei Wochen in Kuba und habe die meiste Zeit in Havanna verbraucht, um meine Famulatur im Kinderkrankenhaus zu absolvieren. An den Wochenenden sind wir bisschen herumgereist um auch den Rest des Landes kennen zu lernen.
Donnerstag, 06.03.2014
Es ist stickig, alles klebt – mit dem ersten Licht des
Morgentrauens erscheinen die nackten Beine einer jungen Frau, bis zur
Taille, knappes Höschen, sonst nichts.
Drei Frauen liegen in
Unterwäsche auf ihren Matratzen (die zwei Kerle haben sich
zugedeckt), es ist fruchtbar heiß und der Lärm der Straße schwillt
langsam an.
Ich fühle mich genau so beschissen wie vor der Nacht,
nur das Hunger und Durst dazugekommen sind. Das Trinkwasser ist
hinter vier verschlossenen Türen. Dass der alte Her die ganze nacht
Wach ist und die Türen öffnet, wusste ich nicht.
Please enjoy your flight. Ja wie denn? Es dauert ewig, die Saftschubsen sind eher vom robusten Typ und das Essen ist schlecht.
Ab München bekomme ich fiese Kopfschmerzen, das Aspirin ist im Gepäck eingecheckt. Wie kotzt man
am geschicktesten in den Fliegen? Die Tüte ist nicht wirklich eine
Portion – ich zähle Meilen runter ... wenigsten habe ich drei
Sitze für mich. Toronto, aus der Luft sieht die Stadt abschreckend
aus, ein Autobahnraster mit Einfamilienhäusern gefüllt, ab und an
ein paar Hochhäuser und überall Schnee. In dem Moment freue ich
mich, kein Stopover zu haben. Mit ewig Verspätung steht unser
Flieger in der Reihe von 6 Flugzeugen und ich beobachte eine Landung
nach der Anderen aus nächster Nähe. Neben mir ein angetrunkener
Norweger.
Endlich Havanna. Alles geht ruhig, langsam und geordnet seinen
Gang. Mich empfängt eine angenehme Wärme und aus der Menge ragt
Timo, unser Taxi wartet.
Wir fahren zu Timos Lieblingsrestaurant,
trinken ein Bier und warten auf ein Tisch. Essen lecker, ich müde.
Taxi zur Casa, so ein echtes kubanisches – ein quietschendes Sofa
auf Rädern.
Die vier Kilo Milka haben Timo dann doch etwas
überrascht.
Ich leg mich auf das besagte Bett, kann aber kaum schlafen. Alle schnarchen, früh furzen die Mädels, ich geh Duschen. Das Wasser ist ähnlich warm wie die Luft; bei dem Chlorgehalt fühlt man sich sofort sauber und vergisst die schimmligen Wände. So ein bisschen Wasser wirkt Wunder. Timo steht auch gerade auf, es gibt guten Kaffee. Breakfast Americano, zweiter Kaffee.
Besteht die Welt nur aus blonden Medizinstudentinnen? Eine traf ich in Toronto, mit sehr angenehmen Jungs unterwegs, jetzt tauchen die nächsten Zwei auf, aus dem Nachbarzimmer. Unsere Hostal-Mama hat uns schon auf die beiden alemanie-chicas aufmerksam gemacht – sie sorgt sich liebevoll um aller Wohl.
Mein erstes Abenteuer – Geld tauschen. Ohne spanisch ist man hier echt ganz schön am Arsch. Ich nehm die beiden deutschen „Chicas“ mit, die können bisschen spanisch. Die Geldwechselfrau will mir die Summe sagen, ich check nicht mal, dass sie versucht die Zahl englisch zu sprechen, auch egal, ich hab das Geld in der richtigen Währung.
„Nur Touris tragen kurze Hosen!“ Warum habe ich keine an? Ich bin ein verdammter Touri, der kein Wort versteht und mit Kamera durch die Straßen läuft – da ändert die Hose auch nichts und es wird verdammt warm. Bald kommt Timo aus der Uni, mal schauen was der Tag noch bringt.
Montag, 13.03.2014
Wir hatten ein super Wochenende in Viñales. Keine Zeit zum schreiben, ein gutes Zeichen. Seit Freitag gibt es viel zu erzählen, jetzt muss ich aber erstmal in die Uni – bin bisschen aufgeregt, denn ich häng immer noch komplett an Timo und seinen Spanischkenntnissen. Ohne sie wäre auch das Wochenende sehr stressig gewesen, aber so kann ich mich entspannt zurücklehnen.
Freitag morgen waren wir auf dem Gesundheitsministerium um meine Famulaturverträge abzuschließen. Donnerstag warteten wir in der Uni 1,5 Stunden auf ein Formular, das angeblich fürs Ministerium wichtig ist, nur um herauszubekommen, dass es dieses Formular gar nicht gibt.
Immatrikulationsbescheinigungen, den mit Aufwand noch schnell gemachten HIV-Test und alles Andere wollte das Ministerium gar nicht sehen
Während Timo ein paar Seminare hatte habe ich mich einen Teil der Aststadt von Havanna angeschaut. Wunderschön, skurril und bizarr. Es ist verrückt was für ein fröhliches Leben in den Häuser, ja teils Ruinen, stattfindet. Diese Mischung und die Entspanntheit, auch in Straßenverkehr, sorgt für eine schöne Atmosphäre.
Auf meinem Spaziergang kam ich mit den Typen in Kontakt, die mir all möglichen Blödsinn und „pretty woman“ anboten. Ich versteh ja leider kaum ein Wort, aber manche haben meine Ignoranz mit wilden Beschimpfungen quittiert.
Dienstag, 11.03.2014
Ich sitze im Garten vom Hotel National, schöner Abend mit Blich
auf den Malecon. Mein spanisch wird immer besser, ich hab mir ein
Bier auf spanisch bestellt. Grandios.
Am Freitag sind wir nach
Viñales aufgebrochen.
Auf dem Weg zur Busstation wollte Timo noch schnell Kokosnuss
trinken. Ich war etwas skeptisch, da es „normale“ Kokosnüsse
waren, naja, meine war innen verschimmelt. Während wir warteten bis
die Nüsse angebohrt waren, hat uns die ganze Zeit ein Fleischer
seinen Hasen angeboten. Vier große Stücke Fleisch auf einem
Holztisch in der Hitze. Immer wieder schlug er mit der Hand drauf um
es anzupreisen. Ich habe nie die Anatomie eines Hasen studiert, aber
die zwei großen Röhrenknochen und die riesigen Rippen ließen mich
an der Hasen-Theorie zweifeln. Timo fragte für mich nach, wir
erfuhren nur, das es wirklich gutes Fleisch ist. Offensichtlich muss
es hier riesige Hasen geben, oder Hase ist sehr beliebt oder teuer.
Timo verhandelte so lange über den Taxipreis, das wir zweimal wieder aus dem Taxi rausgeschmissen wurden. Schlussendlich fuhren wir sehr günstig und schnell bis Viñales, der Fahrer erzählte alles wichtige über (seine) Frauen und deren wichtigste Körperteile, sehr lustig, dass die Frau im Taxi das ganz normal fand. Wir wurden direkt zu unserer Casa gebracht, Timo klärte den Preis und wir hatten jeder ein schönes Doppelbett. Die Fahrt im Sonnenuntergang war wunderschön ich wurde recht nachdenklich, schade das ich allein bin, aber manchmal hilft der Abstand, eine klarere Sicht auf die Dinge zu bekommen.
Wir waren richtig billig Abendessen, genau so habe ich mich die
halbe Nacht gefühlt, mir war kotzübel.
Das Frühstück in der
Casa sollte richtig gut sein, es war richtig beschissen. Brot mit
Ameisen, nichts richtiges drauf. Ich hab nur die Früchte gegessen,
an den mit Erbsen gestreckten Kaffee habe ich mich schon gewöhnt.
Uns wurden Fahrräder besorgt und wir fuhren das Tal hoch, ca. 16
km, bis zu einer Höhle. Timo vergaß die Sonnencreme, ziemlich
ungünstig, ich bin jetzt rotbraun.
An dieser stelle muss noch
erwähnt werden, dass es mit Timo super angenehmen ist, als hätten
wir schon viele Urlaube zusammen verbraucht; wir haben sehr viel Spaß
und gehen uns kaum aufs Schwein und dass, obwohl wir uns bisher
hauptsächlich in der Bib beschnupperten, naja, und beim Klettern,
egal, es ist sehr schön.
Bei der Höhle gerieten wir an einen illegalen Führer, der mit einer Wachfrau von einem Denkmal unter einer Decke steckte. Wir haben im Endeffekt nicht mehr bezahlt, waren aber nie am offiziellen Höhleneingang. Wir hatten Lunch an einem einsamen Dorfladen bei einem alten Mütterchen. Sie erzählte uns den ganzen Schwindel und dass der Führer, Jesus, letztens 3000 Peso bezahlen musste, da ihn der Dorfpolizist erwischt hatte. Während wir so aßen, mir war endlich nicht mehr schlecht, kam Dennis und Aline vorbei, ich hab mit Dennis vor genau einem Jahr im Freitaler Krankenhaus gearbeitet. Das ganze war sehr lustig. Auf dem Rückweg versackten wir im Schatten eines Imbisshüttchens, schauten noch Kurz das Gemälde der Evolution an und trafen am Abend belgische Medizinstudenten, mit denen Timo sich in der Casa de la Musica. Dank Timos Ohrstöpsel hatte ic heine Wunderbare Nacht, endlich mal wieder richtig geschlafen.
Sonntag sind wir zur Tabakplantage geritten und haben sauleckere Kokosnüsse ausgetrunken. Jetzt besitze ich ein paar Zigarren, die Höhlen zum Baden waren angeblich wegen Militärübungen geschlossen. Wir tragen zwei reitende Mädels, die in den Höhlen waren … you never know.
Las Terrazas, kurzer Halt. Der Bus ging kaputt, aber nach vier Anläufen, einem Filtertausch und viel verschüttetem Diesel waren wir nach über vier Stunden wieder in Havanna.
Donnerstag Abend, ich springe mal zurück, ist Timo mit mir und ein paar Freunden in die Fábrica del Arte Cubano gefahren. Dort gibt es ein Love&Peace Festival, alles wirkt bisschen wie Berlin, internationaler Kunst-Hipster-Schnickschnack. Solche Dinge scheinen zur Zeit überall zu entstehen. Da manche Englisch konnten war ich nicht ganz so verloren, war ein schöner Abend.
Gestern war ich nach der Uni (ewiges Warten und mit viel Krampf einen Kittel bekommen) mit einer kubanischen Freundin von Timo in der Altstadt von Havanna, das war sehr nett.
Heute hatte ich meinen ersten richtigen Famulaturtag. Als wir eine
dreiviertel Stunde zu spät kamen war noch niemand für mich da. Ich
habe auf Timos Kinder-Station ein Fall Zystischer Fibrose auf
Spanisch verfolgt, dann bin ich zu „meinem“ Prof. gegangen. Er
unterrichtete gerade die 6-Jahresstudenten, unterbrach, holte mich
ganz nach vorn und es ging in Englisch weiter. Die Anderen waren
weniger Begeistert, da kaum jemand Englisch kann.
Beim zweiten
Kind durfte nur ich die geschwollenen Lymphknoten sehen... ich habe
keine Ahnung von Nichts, stehe voll im Mittelpunkt… nach einer
Stunde war der Spuk vorbei. Der Prof wollte noch paar mal für sein
gutes Englisch gelobt werden und halb zwölf war Feierabend. Nachdem
er mir gestern zusicherte, dass er mir alles unterschreibt, scheint
die Famulatur machbar.
Leider schlafe ich zur Zeit im großen Hostelzimmer, neben mir eine deutsche Lufthansa-Flugbegleiterin auf Sprachreise, afghanischer Herkunft... (sie ist nicht nur freundlich und schön, sondern auch sehr lustig).
Donnerstag 13.03.2014
Ich mache frei, nachdem ich heute Früh Dünnschiss hatte. Timo hats mir ja prophezeit, eine Woche ging es ohne. Dafür hatte ich gestern das Frühstück nicht vertragen. Noch bevor ich das Haus verließ, bekam ich zwei dicke Quaddeln und mir wurde schlecht. So saß ich dann im Krankenhaus, bis mir eine kleine Assistenzärztin ein Antihistaminika verschreib, das wir für zwei Cent in der Krankenhausapotheke kaufen konnten. Am Unterarm habe ich immer noch wie ein juckenden Stich. Mit Timo ist lustig, ich glaube er wird Havanna sehr vermissen, wenn er nicht mehr an jeder Ecke irgendwas konsumieren kann. Man kann keine drei Meter gehen ohne Kaffee, Saft, Süßigkeiten oder sonstwas mitzunehmen.
Das fahren in den alten Máquinas ist schon sehr lustig,. Mann muss ein bisschen wissen wie das läuft und sagen können wo man hin will. Mit Timo kein Problem, alleine klappt da wohl nicht.
Gestern war ich mit in Timos Deutschklasse, als Gesprächspartner. Die Mädels sind alle fruchtbar nett, man fühlt sich ganz schön gebauchmiezelt, alle wollen einen wiedersehen, man bekommt Küsschen. Wenn man länger hier wäre könnte man sich wahrscheinlich vor Frauen kaum retten.
Sonntag, 16.03.2014
Gestern hat Timo zu seinem einjährigen Kubadasein geladen – es gab viel Rum. Etwas fertgi machen wir heute einen Ruhigen, und fuhren an den Strand.
Gestern früh war Uni, hier gibt es die 6-Tage-Woche, die Profs sind immer da. Wir waren natürlich zu spät, es gab nichts zu tun, wir haben kurz ein Tuberkulosekind betrachtet und wollten nach 30 Minuten und bisschen small talk wieder gehen, da kam eine Professorin entgegen, wie ich gestern erfuhr, wird sie auch „the bitch“ genannt und meinte, wir sollen noch nicht gehen, wir müssen uns noch mit „Therapie“ beschäftigen. Also schleifte sie uns auf die ITS mit 4 oder 5 Kindern. Das war ganz interessant, denn für die wichtigen Dinge war gesorgt, z.B. gab es ziemlich moderne Beatmungsplätze. Viele Details waren eher Katastrophal, irgendwie zusammenimprovisiert, so war die Stromversorgung vom Perfusor aus Drahtstücken und Leukoplast zusammen gefummelt, es steckten zwei einzelne Drahtstücken in der Steckdose, aber das Ding lief. Dafür war der große, hässliche geflieste Raum klimatisiert und es herrschte, nicht zuletzt wegen des Technikmangels, eine entspannt menschliche Atmosphäre. Das ganze Personal saß zusammen rum, die arbeiten nicht, die sind einfach so da. Schön ist auch, dass die Junior Docs sich kaum von den 6-Jahresstudenten unterscheiden. Der Übergang der Hierarchien scheint mir mehr auf Respekt und Kompetenz statt auf Titel und eigenem Arztzimmer zu beruhen. Der Senior Doc erklärte uns alle Fälle auf ITS und nach weniger als einer Stunde war der Famulaturtag geschafft, von Arbeit ganz zu schweigen.
Wir habe gleich bisschen Touriprogramm angeschlossen und sind zum Revolutionsplatz gefahren. In dem Turm wurden gerade „bewaffnete Frauen“ feierlich geehrt, Polizei und Uniformierte, ist schon witzig zu sehen, wie in dem stagnierenden Land die Revolution gelobt wird, während die jungen Leute, dich ich getroffen habe, vollkommen andere Perspektiven für ihr Leben haben.
Total witzig war gestern Abend, dass einige Studenten aus meinen Kurs ganz gut Englisch können, die haben es in der Uni einfach versteckt, um nicht von der Professorin und ihrem grottenschlechten Englisch-Spanisch-Mix vorgeführt zu werden. Gestern sagte Sie zu einem, der irgendwie immer Dresche bekommt, „Wenn der Esel stolpert und am Boden liegt, muss man nachtreten, damit er weitergeht!“, nachdem sie ihm sagte, dass seine ganze Anamnese einfach nur Müll ist. Der Ton ist schon bisschen anders, persönlicher, im Guten wie im Schlechten.
Mittwoch, 19.03.2014
Gestern hat mich Timo nach der Uni ein Stück allein in der
Máquina weiterfahren lassen. Man bezahlt immer 10 Peso. Als ich
Ausstieg, wollte der Penner 20 Peso, er hatte mitbekommen, da sich
bisschen blöd bin, da Timo ihm noch erklärt hatte wo ich raus muss.
Ich kann ja nicht diskutieren, irgendwann hab ich Ihm das Geld
einfach gegeben – sind schon ganz schön dreiste Arschlöcher.
Dann war ich beim Friseur, naja, die Haare sind kürzer, eine
richtige Frisur ist es nicht worden, lag vielleicht daran, dass ich
die drei Fragen der Friseuse nicht beantworten konnte.
Mit Timo und Sorah sind wir dann in einem Museum, einer Villa eines reichen Zuckerbarons, der in den 1920er Jahren eine ganze Menge Kitsch, wahrscheinlich an Anlehnung an europäische Königshöfe, zusammengetragen hat (Meissner Porzellan, Chinesische Vasen, Französisches Zimmer...).
Auf dem Weg zur Guardia, wir sollten heute so eine Art
Nachtschicht in der Ambulanz machen, haben wir noch Kekse gekauft.
Kaum in der Uni bekam ich wieder zwei Quaddeln, diesmal am Augenlid,
nahm meine Pille, wurde Müde, sie schickten mich nach Hause und ich
schlief 2 Stunden. Irgendwas im Gebäck scheint mich zu ärgern.
Apropos Esse, mir ist seit einer Woche nicht mehr schlecht. Wir gehen
zur Zeit immer gut und teuer essen. Havanna befindet sich in einem
sichtbaren, schnellen Wandel, an vielen Ecken entstehen neuen, hippe
Bars und Restaurants, mit Teilweise sehr leckerem Essen, so wie z.B.
das Tomaten-Knoblauch-Baguette im illegalen 3D-Kino, der Pizza am
Montag, da hat wohl ein Deutschkubaner seine Finger im Spiel.
Dass
das kubanische Zeug oft überhaupt nicht schmeckt scheint eher am
Unvermögen als am Mangel zu liegen. Anabelle wollte Rezepte von der
leckeren kubanischen Küche...
Timo fand letztens ein paar
Spaghetti total lecker – wahrscheinlich verliert man jegliche
Geschmacksrelationen.
Gestern standen wir sinnlos auf der Intensivstation rum. Da kam
die Fachärztin und meinte, wir wollen doch sicher ein paar
Röntgenbildchen sehen. Sie zeigte uns ausführlich einen Fall, der
Chefarzt machte gleich mit. Ist schon Wahnsinn wie nett und
Vermittlungsfreudig das Personal ist. Wie wären Ärzte in
Deutschland, wenn sie maximal 1200€ verdienen würden?
Wahrscheinlich blieben uns viele arrogante Kakkspratzen erspart, die
Motivation muss woanders her kommen. Am Nachmittag war ich wieder in
Timos deutschklasse. Abends mit den Hostelmädchen Essen. Bin seit
dem Wochenende wieder im kleineren Zimmer, es es nervt. Hab mich
irgendwann einfach Ausgezogen, manche von den fünf Weibern um mich
herum haben sich wohl ohnehin mehr für sich selbst interessiert. Bis
gerade eben habe ich mir das Zimmer mit einer deutschen Kampflesbe
(nach fünf Minuten wusste ich: „Penetration ist eh Scheiße!“ -
und solche Leute arbeiten als Gleichstellungsbeauftragte... )
geteilt, jetzt liegen plötzlich noch zwei Schwedinnen neben mir –
Kuba scheint ein Frauenland zu sein. Ich freue mich auf das
Wochenende mit Timo.
Heute waren die Jungs aus Timos Gruppe nicht
da und promt haben die Mädels uns angegraben. Es ist total witzig
wie die das immer machen – in einer Gruppe schlägt Eine die Andere
vor und preist sie an, sozusagen eine etwas lächerliche
Überkreuzverkupplung, man weiß nie wo der Spaß aufhört und es
ernst wird. Ich weiß nie was ich sagen soll... In Anbetracht der
Tatsache, da s Kubaner(innen) keine eigenen Zimmer haben und nicht
mit in die Touristenhostels dürfen, würden sich solche Geschichten
ohnehin sehr schwierig gestalten. Für schnelle Nummern sind die wohl
auch nicht zu haben, da sie Angst haben mit den (billigen)
Prostituierten in eine Schublade gestekct zu werden. Rassistische
Gesetzte und weitere Probleme machen vieles schwierig. Timos Party am
Wochenende wahr wohl was sehr besonders, da so viele kubanische
Studenten (illegalerweise geduldet) im Hostal waren.
Sonntag, 23.03.14
Freizeitstress. Es sit 7:30 Uhr, der Wecker hat schon geklingelt, Timo liegt noch im Bett. Wir sind an der Schweinebucht, in Playa Larga.
Donnerstag war ich mit Timo, oder besser Timo mit mir in der
Altstadt, wir haben da Rum-Museum besucht usw. Freitag haben wir die
Touri-Busrundfahrt gemacht, auch mal ganz gut. Abends saufen mit
Leuten aus Dresden. Ich war ganz schön voll, entsprechend gut war
unser letzter gemeinsamer Dienst am Samstag morgen.
Wir haben nochbisschen rumgehangen bis wir irgendwann einen Mietwagen hatten und
sind ca. 1,5 Stunden aus Havanna an die Schweinebucht gefahren.
Kurzes Bad, gutes Essen – ich hatte keine Lust auf Flitzekacke nach
Peso-Restaurant. Es gab Fisch für 10 CUC, das ist sehr teuer, aber
Timo hat es für 6 bekommen – jaja, für sein Verhandlungsgeschick
bewundere ich ihn. Nur den Mietwagen haben wir eine Stunde später
doch zum normalen Preis genommen, alle anderen hatten keine Autos
mehr. Gleich gibt’s Frühstück, wahrscheinlich Peso-Restaurant, da
gab’s gestern auch noch billiges Bier, was wir im Schaukelstuhl
genießen konnten.
Gleich geht’s Tauchen, ich bin ziemlich gespannt. Gestern Abend wurden wir von fiesen Mücken attackiert, als mein ganzes Augenlid geschwollen war nahm ich wieder Antihistaminika, vielleicht hatte ich doch nur Stiche, die mich ziemlich stören...
Sonntag Abend
Dicker Lippenstift, fett geschminkte Wimpern, nettes Lächeln. Ich habe extra meinen Barhocker verrückt und trotzdem blieb ihr Bein an mir. Wir haben die Disco ausgeschlagen, Timo erzählte, ich werde Gynäkologe (half auch nicht) und dann sind wir geflüchtet. Luxusproblme, von denen man durchaus etwas nach Hause importieren könnte; wer hier den Abend allein verbringt muss schon ganz schön stinken.
Wir haben heute mindestens sieben Kondome gebraucht. Das war sehr spannend, denn seit Timos erster Erwähnung habe ich mich gefragt, wie man das mit den Dingern macht – jetzt habe ich's auf Video.
Es ist Krabbenwanderung, die Straße voll von Millionen dieser
roten Tiere, die bei Gefahr ihre Scheren gen Himmel strecken und in
dieser Angriffsposition seitlich weiter rennen. Vor den Krabben hielt
der Bus, wir standen unschlüssig dahinter, man sagte uns schon
vorher, man müsse drüber rasen, sonst bekommt man Platten. Alle
stiegen nach Fotosession wieder in den Bus, der Fahrer gab Gas. Wir
hinterher. Die Krabben flüchteten nach allen Richtungen, vom Bus
aufgewirbelt lagen Sie, Teils in Einzelteilen vor uns, andere
beeilten sich noch vor unsere Reifen zu kommen. Man härte Sie gegen
den Unterboden fliegen und sich in den Radkästen verteilen. Die
Frontscheibe wurde immer Trüber. Es folgte ein Krabbenfeld dem
Nächsten. 80 km/h, unten noch ein Sichtspalt, vor uns jagte der Bus,
überall flog Krabbenmatsch. Es roch nach Meeresfrüchten.
Schon vor dem ersten Krabbenfeld steckte ein Scherenteil im Hinterrad. Ich
hab's rausgezogen, der Reifen war noch dicht. Alle Gefühlte in uns
Sprachen gegen diesen Massenmord, dessen Ende immer weiter weg
schien. Es war eklig, Anhalten erschien wie Hitchcocks Filme zwischen
all den aufgeregten Tieren. Nicht denken, fahren!
Dass überhaupt noch Luft auf einem der Reifen war erschien nach den ersten 10 m
mathematisch extrem unwahrscheinlich. Endlich kam mal wieder eine
Lücke im Krabbenteppich, wir wussten noch nicht das es das Ende des
Teppichs war und das Auto schwamm weg. Stop. Reifenpanne. Wir haben
ja ein Ersatzrad. Doch, oh shit, der zweite Hinterreifen ist auch
schon halb platt. Zwei Platten, ein Ersatzrad – uns fehlten
Lösungsansätze.
Doch schon tauchten drei Typen mit einem Fahrraddreirad auf. Ob sie der Busfahrer informiert hat? In Windeseile war das Rad ab und mit einer Ahle versenkten der Typ Kondome in den Löcher, aus denen er vorher die Scherenteile entfernt hatte.
Montag, 24.03.2014
Ich bin einfach weggepennt. Jetzt nervt Timos Wecker, während er seelenruhig weiterschläft.
Die Reifenflicker hatten eine Taucher-Luftflasche dabei, die Reifen waren in zehn Minuten wieder voller Luft, überall schauten Kondombüschel heraus. Angeblich schafft es kein einziges Touristenauto durch die Krabben, da waren wir hinter dem Bus noch ganz gut, denn wir sind wirklich erst hinter den Krabben, ca. einen Kilometer vor dem Ort Playa Girón, unserem Ziel fürs Tauchen, liegen geblieben. Die Tauchen kamen uns entgegen, Timo klärte, das wir 14 Uhr nochmal tauchen gehen können, den 9 Uhr Tauchgang haben wir verpasst. Uns wurde vorgeschlagen, gleich den Tauchern hinterher zu fahren. Timos Einwand, dass wir dann nochmal durch die Krabben müssen wurde mit dem Argument gekonnter, dass uns die Reifenflicker ja hinterher fahren.
Angeblich sollte das Flicken recht teuer werden, in unsrer
Notsituation ja verständlich. Dann wollten sie 20 CUC haben, wir
haben nicht mal versucht zu handeln, uns schien das extrem billig um
aus dieser Nummer rauszukommen.
Natürlich hätten wir auch die Autovermietung rufen können, aber der Krabben-Irrsinn sprach
irgendwie dagegen.
In Playa Girón schauten wir das Museum zur Invasion in der
Schweinebucht an, gingen Baden und lagen im Schatten einer
Kokospalme.
Nach hervorragendem Mittagessen ging es Tauchen. Mein
erster dive. Mein englisch sprechender Tauchlehrer war nicht gerade
fluent und auch sonst lag ich mit ihm nicht auf einer Wellenlänge,
was den Tauchgang etwas anregend machte, denn ich war die ganze Zeit
zu schwer, er hat mir aber verboten an der Luftweste herumzuspielen.
Ansonsten war es ziemlich cool. 40 Minuten sind wir bis 10 Meter tief
durch die bunten Fische geschwommen. Beeindruckend war der Blick in
eine riesige Muschel. Anfangs hat mein Ohr bisschen gedrückt, aber
im Grunde war das Tauchen extrem stressfrei, ich hätte mir das
komplizierter vorgestellt.
Noch kurz durch den Pool des Hotels getobt und weiter ging es über Cienfuegos Richtung Trinidad. An vielen Stellen sind die Richtungspfeile nach Trinidad abgekratzt, damit die Touristen die wartenden Tramper fragen müssen wo es lang geht und diese schneller einen Lift bekommen. Perfide.
Timo nimmt ja immer Leute mit. Kurz hinter Cienfuegos wieder platter Hinterreifen. Kein Problem, wir haben ja ein Ersatzrad. Der Radwechsel ging schnell, die beiden Mitfahrer halfen (d.h. Sie machten die Drecksarbeit). Einer von den beiden war so eine dumme Labertasche, der sollte mir noch ganz gehörig auf den Sack gehen. Die Labertasche empfahl uns einen Mechaniker, um den kaputten Reifen flicken zu lassen. Wir fuhren in irgend ein Dorf zum letzten Haus. Alles war recht suspekt, da es weder nach Autowerkstatt aussah, noch wir den Mechaniker zu Gesicht bekamen. Die dumme Labertasche verhandelte für uns den unglaublich guten Preis von 35 CUC, er war ja local, wir Touris hätten angeblich noch mehr bezahlt. Zweites Angebot 15. Für 10 wollte er es nicht machen. Weiter ging es, doch nach ein paar Metern war das Reserverad platt.
Jetzt hatten wir wieder zwei Platten. (Der Labertasche gab unserer Situation natürlich Auftrieb.) Ich konnte Timo überzeugen nicht wieder irgendwelchen Mist der Labertasche umzusetzen (Taxi zurück zu seinem Mechaniker) und wir riefen den Pannenservice. Tatsächlich kam recht schnell ein Pickup, nahm unsere beiden Reifen mit und bracht sie repariert zurück – kostenlos. In dieser Zeit wurde es dunkel und der Penner ging mir auf die Nerven. Leider ist es ihm nicht gelungen von einem anderen Auto mitgenommen zu werden. Mit seiner anbiedernden dreisten Art wollte er mir irgendwann ein T-Shirt abziehen. Als wir unsere Reiseroute änderten, es war ja inzwischen dunkel und Trinidad noch weit, musste der Pannenservice die beiden mitnehmen, was die Labertasche dazu veranlasste und nach kostenloser Mitnahme (was hier eher unüblich ist) noch bisschen zu beschimpfen.
So sind wir also nach insgesamt 4 Reifenpannen Abend um neun wieder in Cienfuegos gelandet und haben ein nettes Zimmer gefunden, rosa Wände, rotes Licht, mein Doppelbett durch zwei Spiegel aus allen Richtungen einsehbar.
Wir sind in Trinidad und Timo singt unter der Dusche. Trinidad,
der Name scheint mir wie ein Märchen aus meinen Kindheitstagen.
Wir waren gerade wieder Reifen reparieren. Heute nur zwei Platten. Von
Cienfuegos in die Berge, erster Reifenwechsel. Wir mussten uns selbst
die Hände schmutzig machen. Der Kitzel beginnt ja immer erst, wenn
kein Ersatzrad mehr da ist. Wir fuhren bis zum Hotel Topes de
Collantes und gingen drei Stunden im Dschungel wandern. Die Berge
sind wunderschön. Baden am Wasserfall war super nach all dem
Schwitzen. Frühstück dauerte bisschen länger (Supersandwich und
Doppelsandwich im Peso-Restaurant). Timo macht immer straffe
Zeitpläne, aber bis wir in die Gänge kommen muss alles angepasst
werden. Mit der untergehenden sonne verließen wir die berge und
fuhren auf das im Tal liegende Trinidad zu – mit 20 km/h, es war
nicht nur eine steile Huckelpiste, wir hatten auf einem Hinterrad mal
wieder kaum noch Luft. Das Ding hielt bis Trinidad, gleich am
Stadteingang gab es erstmal Luft.
Wir fanden eine schöne Casa,
heute teilen wir uns ein Doppelbett. Der Casabesitzer fuhr mit uns zu
einem Mechanikerstützpunkt von Transtour. Dort wurden alle Kondome
entfernt und die zwei Platten Reifen von innen und außen verarztet.
Die Jungs haben sich echt Mühe gegeben und sich ein Trinkgeld
verdient, für uns ist das ganze Mist ja inklusive. Jetzt gehe ich
unter die beste Dusche in ganz Kuba (lt. Timo).
Dienstag 25.03.2014
Letzter Tag. Komisch. Mir geht’s gerade ziemlich blöd, der Bauch wollte sich doch noch mal mit Kuba auseinandersetzten. Kuba unterscheidet sich, in Bezug auf Toiletten, nicht vom Rest der Welt – außerhalb Deutschlands funktionieren die Porzellansitz einfach nicht. Hier gibt es oft keine Brille, Papier eigentlich nie und die Spülung ist vom Zufall gesteuert. Zurück von unserer gestrigen Wanderung verspürte ich ein dringendes Bedürfnis. Da Timo vorher schon auf dem Kübel saß wusste ich was mich erwartet – die Spülung geht nicht. Flitzekacke mit dem Geruch des morgendlichen Sandwiches.
Trinidad ist wirklich wunderschön, die Häuser beeindruckend prachtvoll. Wir gingen sehr gute Languste essen, lecker. Nachher noch mit Bier in die Casa de la Musica, eigentlich wollten wir noch in die Disco-Höhle, aber ich musste zurück auf den Thron. Aller zwei Stunden Sprudelpubs – mit Timo im Bett hab ich kein Auge zu bekommen. Jetzt muss die Pharmazie für Wohlbefinden sorgen. Ich hab noch nie so viele Tablette in einem Urlaub genommen.
Mitwoch 26.03.2014
Toronto Airport. Gestern hin ich ziemlich breit im Auto. Wir hatten ein paar Minuten in Santa Clara und im Che-Museum. Lange Autobahnfahrt zurück nach Havanna. War echt langweilig, bis plötzlich ein Reifen platzte. Platten Nummer sieben, ca. 120 Kilometer vor Havanna. Acht Minuten für den Radwechsel, langsam haben wir die Übung drauf. Das Ding hat es komplett zerfetzt, die Autovermietung war nicht ganz so begeistert. Wir waren eine Stunde zu spät in Havanna, war der Autovermietung aber egal.
Letztes Sandwich bei Tokis, mir war immer noch schlecht. Den Abend
verbrachten wir bei Franz und Julia auf der Dachterrasse. Auf dem
Rückweg machte Timo ein Taxi für mich klar, ich wurde kurz darauf
im Hostal abgeholt und halb ein war ich auf dem Weg zum Airport. Die
Fahrt im alten Lada war ein perfekter Abschluss – eng, laut und
heiß, ab und zu musste ich die Nase aus dem Fenster stecken, ich
fürchtete eine Abgasvergiftung.
Die Wartehalle war ruhig und
dunkel, optimal um ein paar Stunden zu schlafen, wären da nicht
diese Aggressiven Mücken gewesen. Versteckt unter zwei Jacken wurde
ich trotzdem vollkommen zerstochen, es hat überall furchtbar
gejuckt. Endlich check-in, nun waren die Mücken weg.
Die Beschleunigung auf der Startbahn hat mich kurz aufgeweckt, dann konnte ich bis zum Landeanflug in Toronto durchschlafen – ein perfekter Flug. Leider habe die Vögel in Havanna mir nicht alle bording cards geben können, jetzt muss ich wieder auf den check-in warten, immerhin war es im dritten Anlauf möglich mein Gepäck bis Dresden fliegen zu lassen. Aber was soll's, Kuba war eine sau geile Zeit. Danke!
(Stunden später stellte sich heraus, das mein Flug gestrichen wurde, da die deutschen Gewerkschaften mal wieder Lust zum Streiken haben – hätte beinahe noch einen Stopover in Toronto bekommen, denn die Typen in Havanna hätte mich eigentlich schon vor 12 Stunden in ein anderes Flugzeug buchen sollen. Hatte eine sehr engagierte Frau von der Lufthansa, die mir noch einen der letzten zwei Sitze zusammentelefonierte und immer wieder zu sämtlichen Kollegen rannte, bis sie mit zwei Bordingcards von Ari Canada ankam. Sonst hätte ich bis Freitag in Toronto bleiben müssen. Hatte bisschen Rennerei, damit mein Gepäck noch neue Aufkleber bekommt, der Flieger war komplett voll und mit bisschen Verspätung kam ich, via München statt Frankfurt, in Dresden an.)






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