Dresden - Tallinn | Sommer 2008
Radtour von Dresden nach Tallinn, Estland
Mit dem Rad ins Baltikum. In fünf Wochen sind wir 3190 Kilometer von Dresden durch Polen, Litauen, Lettland bis nach Estland gefahren. Die Fähre hat uns von Tallinn nach Rostock gebracht. Von Rostock sind wir über Berlin zurück nach Dresden geradelt.
Sonntag, der 29.06.2008, 1. Tag
72,42 km | 4:03 h | Ø 17,85 Km/h | 55,78 Km/h max
Strecke: Dresden, Radeberg, Pulsnitz, Kamenz, Wittichenau, Hoyerswerda, Burg
Erster Tag. Start 11:15 Uhr. Erstes Foto, erster Schreck: mein Radel eiert ganz komisch. Bisschen rumprobiert, Gepäck besser befestigt und daran gewöhnt. Inzwischen fährt es ganz gut, aber es ist nicht das perfekte Reiserad, vor allem die Gabel scheint zu weich, die ganze Konstruktion verwindet sich wie Anabelles Damenrad, aber es ist auch einfach ungewohnt wenn das Rad nicht mehr leicht und wendig ist.
Naturparadies Deutschland. Hinter Kamenz gab es wunderschöne Radweg, die uns zusammen mit der Hilfe netter Radler an den Tagebau Burg geführt haben.
„Betreten Verboten“, das ist immer gut. Trotzdem es erst 17 Uhr war konnten wir dem Gedanken nicht wiederstehen bei der Sonne ein Bad im Tagebau zu nehmen und in der schönen Landschaft zu bleiben. Hier hat man seine Ruhe, kann nackt baden, sich sonnen und zelten. Nach den anstrengenden letzten Tagen habe ich die Natur genossen.
Anabelle ist noch nach Burg Wasser hohlen gefahren (auf den Friedhof), während ich erschöpft auf der faulen Haut lag. Es gab Nudeln mit roter Soße aus der Tüte. Das ist richtig Urlaub. Ich bin sau müde und freu mich hier zu sein.
Montag, der 30.06.2008, 2. Tag
99,26 km | 5:32 h | Ø 17,90 Km/h | 43,09 Km/h max
Strecke: Spremberg, Forst, Brody, Lubsko
Alles scheint perfekt, trotzdem der Anfang schwer war. Im Tagebaugebiet hatten wir leere Straßen, überhaupt ist die Gegend sehr schön. Spremberg erfüllt eher das Klischee Ostdeutschland. Doppelkekse bei Aldi und bei Kik holte ich mir Ersatz für die vergessene Badehose und ein Shirt. Bundesstraße bis Forst, europäisches Radwegprojekt über die Grenze, irgendwann war Schluss.
In Brody gibt es ein großes verwaistes herrschaftliches Anwesen und die Orte wirken schon ganz anders als in Deutschland, obwohl die ostdeutschen Dörfer ja auch einen netten Charme der Einfachheit haben. Für uns gabs in Brody Essen. Anabelle fühlte sich wieder besser und wir kamen nach Lubsko. Die ersten Zloty wurden abgehoben, bei Netto kauften wir fünf Liter Wasser für 1,55 Zloty.
Hinter Lubsko, es war bereits 20:30 Uhr, trafen wir auf einen Badesee, eine willkommene Wäsche, denn Campingplätze scheint es hier nicht zu geben. Am See waren zu viele Leute zum Zelten, also fuhren wir noch ca. sechs Kilometer bis hinter Stara Nova und haben in den letzten hellen Minuten das Zelt zwischen Wald und Maisfeld gequetscht. Es ist wunderschön so frisch gebadet schlafen zu gehen. Drausen rief der Kuckuck, jetzt rappeln irgendwelche großen Tiere und man hört die Köter kleffen.
Dienstag, der 1.07.2008, 3. Tag
112,53 km | 7:00 h | Ø 16,05 Km/h | 45,29 Km/h max
Strecke: Nowogród Bobrzański, Krosno Odrzańkie, Swibodzin, Lubrza
Letzte Nacht habe ich in meinem dünnen Schlafsack gefroren. Bei bestem Wetter ging es recht früh nach Nowogród Bobrzański. Dort schaute ich das erste mal genauer in die Karte und musste feststellen, dass unsere grobe Richtung „Zielona Góra“ sinnlos war, denn wir wollten nicht die „roten“ Autowege fahren.
20 Kilometer Umweg.
Die „gelben“ Hauptstraßen sind zu meiner Überraschung wunderbar ruhig. Oft zieht sich kilometerlang ein schnurgerader Asphaltstreifen durch die Birken- und Kiefernwälder, aber teilweise gibt es härtestes Kopfsteinpflaster oder es fehlt mal die halbe Straße.
Es ist erstaunlich wie anders die Landschaft in Polen ist. Viele Flächen sind einfach so wie sie sind, kein Feld und nicht gemäht.
In Krosno Odrzańkie ging es mal wieder zu Netto. In Swibodzin haben wir das erste mal nach dem Weg gefragt - Fremdsprachen eher schwierig. Auf dem Weg nach Lubrza überschritten wir die hundert Kilometer. (Premiere für Anabelle, gestern war es ja knapp.) Bei Kilometer 104 kamen wir in den Ort. Es gab viele Karten mit Campingplätzen an unterschiedlichsten Stellen. Die Leute haben uns auch noch bisschen rumgeschickt und nach ca. einer Stunde und weiteren 8 Kilometern sind wir hier in dieser sozialistischen Bungalowsiedlung gelandet, wo man nicht mal ein Zelt aufstellen kann. 50 Zloty wollten die für eine Hütte, war schon eine Ausnahme, da wir nur eine Nacht bleiben. Gekocht haben wir auf der Treppe davor und schlafen gehe ich lieber auf dem Fußboden als in die Betten.
Die Warme Dusche wiegt alles andere auf.
Polen ist bis jetzt sehr schön zum Radfahren.
Mittwoch, der 2.07.2008, 4. Tag
98,60 km | 6:02 h | Ø 16,33 Km/h | 33,56 Km/h max
Strecke: Pieski, Skwierzyna, Drezdenko
Irgendwann gegen elf Uhr hatten wir unsere kleine Hütte verlassen. In Boryszin beschauten wir einen Bunker der Wehranlage Oder-Nischlitz-Linie. Unsere Strecke über die kleinen Straßen war idyllisch, glich aber eher off-road fahren. Natursteinpflaster und Sand, entweder es schüttelt oder es schmiert weg, irgendwo dazwischen kämpften wir uns ca. eine Stunde von Dorf zu Dorf. In den Dörfern werden die Straßen oft schlechter, dass heißt, es liegt noch das alte Pflaster, zwischen den Orten gibt es eher mal Asphalt, zumindest auf einer Straßenseite.
Nochmal zu meinem Rad: An die Federgabel habe ich mich gewöhnt, heute wollte ich sie auch nicht missen. Dass sie sich verwindet stört mich nicht mehr, man lenkt das ganze Gefährt halt anders.
Am ersten Tag hatte die Scheibenbremse immer wieder gequietscht, aber jetzt geht’s wieder.
Die polnische Landschaft ist immer noch wunderschön und meist fährt es sich gut. Heute haben wir trotz der schlechten Pisten noch fast die Hundert-Kilometer-Marke geschafft, aber Anabelles Hintern tat weh.
Vom „Wasser hohlen“ sind wir die letzten Tage etwas abgekommen, heute kauften wir 10 Liter. Und da wir auf einem Feld zelten, mussten wir uns mit Waschlappen und Kochtopf waschen. Während des Kochens kam ein Bauer mit Familie abends Pfähle einschlagen, er meinte auf Nachfragen, dass wir hier schlafen können. Es ist wieder sehr spät geworden bis wir im Zelt waren.
Apropos off-road: ständig überholten uns abartige Vehikel, von aufgemotzten VW-Bussen bis zu Armee-Teilen und ihre Service-Trucks, alles 4WD Freaks aus verschiedensten Ländern.
Donnerstag, der 03.07.2008, 5. Tag
101,40 km | 6:24 h | Ø 15,84 Km/h | 30,69 Km/h max
Strecke: Drawsko, Wieleń, Czarnków, Trzcianka, Pila
Es fühlt sich nach Süden an, obwohl wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind. Ein weiterer schöner Tag. Wir sind früh los (8:05 Uhr). Montag war der Himmle teilweise noch leicht verhangen, aber gestern und heute prasselte die Sonne. In der Mittagshitze suchten wir heute einen schattigen Platz um Melone zu verspeisen und zu pausieren.
Zuvor, in Wielen, trafen wir auf die Europaroute R1 und fuhren sie bis Trzcianka, eine wunderschöne Strecke durch die goldenen Felder.
Nachmittags kamen wir zu einem See und nahmen mit den Einheimischen ein Bad, sowas ist einfach göttlich nach dem Schweiß und dem Staub der Straße.
Streckenweise klebte der Asphalt und wirkte in der Hitze flüssig.
Vorgestern habe ich wohl auf der ewigen Zeltplatzsuche meine Sonnenbrille verschlampt, ohne gefällt mir die Landschaft eigentlich besser.
15 Liter Wasser und abends noch ein Kilo Wienerwürstchen in Pila gekauft, es gab Chili con Carne.
Den ganzen Tag Gegenwind, ich habe dem Zelt ein paar Heringe mehr spendiert, aber nach Regen sieht es nicht aus.
Neu in Punkto Ausrüstung sind Packsäcke für Klamotten, das hat sich bis jetzt bewährt.
Freitag, der 4.07.2008, 6. Tag
119,27 km | 7:20 h | Ø 16,25 Km/h | 45,29 Km/h max
Strecke: Zlotów, Więcbork, Mrocza, Koronowo, Serok
Ein Fahrtag. Wind und Gegenwind trieben ihr Unwesen mit uns. Nach einem schönen Frühstück, es gab Müsli mit Wienerwürstchen, zogen ein paar Wolken auf, heute war es deutlich kühler.
In einem Dorf vor Wiecbork kauften wir ein großen Glas frisch gesammelte Heidelbeeren von einer dicken polnischen Familie, kurz darauf gabs es wieder Fresspause, Heidelbeeren und Wienerwürstchen.
Die Gegend scheint reicher zu sein, es gibt weniger Wald und mehr Dörfer, besonders schön sind immer wieder die Alleen, wie sie sich durch die Felder ziehen.
Abends fanden wir lange keinen Schlafplatz. Als wir endlich einen hatten wimmelte es nur so vor Mücken. Ich ging ohne Waschen schlafen, eine klebrige Nacht.
Sammstag, der 5.07.2008, 7. Tag
82,79 km | 5:30 h | Ø 15,04 Km/h | 39,53 Km/h max
Strecke: Lniano, Laskowice, Grudziads, Okonin
Waschen – Die erste Amtshandlung am Morgen.
Nach frühem Start waren wir nach ca. einer Stunde in Ostrowite am See. Baden, Essen, Ausruhen, es gingen ein paar Stunden ins Land. Der Wind wollte uns heute etwas schieben, aber in Dryciem kam der Regen. Ein kurzes heftiges Gewitter, wir konnten uns vor einem Laden unterstellen und die Zeit zum futtern nutzen.
Hinter Jeżewo hörte mal wieder der Asphalt auf, Sandpiste vom feinsten. Es kamen immer mal wieder Regenschauer, wir stellten uns in Regenjacke unter einen Baum.
In Grudziads half uns Lidl weiter. Gestern war ich in so einem „ABC-Laden“, die verkaufen normale deutsche Aldischockolade fürs Doppelte (...wahrscheinlich ist der Mann Truckerfahrer und bringt immer mal eine Stiege mit). Nochmall fetter Regen, gegen neun fanden wir einen Schlafplatz auf dem Feld.
Sonntag, der 6.07.2008, 8. Tag
93,22 km | 5:40 h | Ø 16,42 Km/h | 53,96 Km/h max
Strecke: Łasin, Nw. Miasto Lubawskie, Rybno
Schnarrrttattattatt. Schnarrrttattattatt. 5:20 Uhr und dieses Viech nervt. Schnarrrttattattatt. Es klappert und schreit durch den Morgen, dass man die anderen Plagegeister vergessen kann. Schnarrrttattattatt.
Mücken, scheiß viele Mücken und gestern auch schon, trotz Autan bin ich ganz zerstochen.
Die letzten zwei Tage war das Schlafplatzfinden mühsam. Heute haben wir einen wunderschönen Platz am Waldrand mit Blick auf ein Haferfeld.
Ich wollte schon sagen, dass es hier keine Mücken gibt, aber wenn wir mit Stirnlampe im Zelt liegen hört man es nur so schwirren.
Heute wieder Hitze, aber Nachmittags eine drückende Schwüle, die echt ätzend war. Wir fanden zum Glück einen Dorftümpel zum Baden, während das Gewitter am Horizont sichtbar vorüber zog.
In Nowo Grodziczno kamen wir an einem Dorffest vorbei. Dort stand ein Chor von Frauen in blau-weißer Tracht, die ein jämmerlichen Gesang darboten. Schlimmer und schiefer hätte man es nicht machen können, aber der polnische Alkohol wird das für die meisten Ohren schon gerichtet haben.
Hinter Grudiadz, also östlich der Wisla ist die Landschaft recht hügelig, ein einziges Auf und Ab, aber sehr schön. Mir macht das fahren hier viel Spaß, vor allem mit dem häufigen Rückenwind. Ich muss noch mal etwas zu unserer Geschwindigkeit sagen: Wir fahren eigentlich nicht so langsam, aber die ganzen Sandwege zu den Schlafplätzen und Badestellen oder auch mal asphaltfreie Straßen lassen den Durchschnitt immer wieder ins Bodenlose fallen.
Ssssssssss.... (mit diesem Brummen werden wir einschlafen, schön, dass das Zelt dicht ist).
Montag, der 7.07.2008, 9. Tag
85,73 km | 4:28 h | Ø 19,18 Km/h | 38,13 Km/h max
Strecke: Nidzica, Jedwabno, Pasym
Camping und Polen passen nicht zueinander. Aber ich fange mal früh an: Es kamen immer wieder Regenschauer, erst 11:11 schaute mal die Sonne durch. Der Tag sollte grau aber trocken bleiben. Um eins fuhren wir los. Mal kein Gegenwind, eher von hinten. Wir sind gut gefahren. Noch vor 19 Uhr kamen wir einem Durchschnitt von 20,4 km/h nach 72 Kilometern in Pasym an. Dann begann die Zeltplatzsuche.
Auf der Karte sind zwei Zeltplätze eingezeichnet. Wir folgten dem ersten großen Schild, 1200m stand drauf. Nach 5 Kilometern und einigem Fragen hatten wir immer noch nichts. Es regnete inzwischen wieder leicht. Irgendwann hatten wir den Platz gefunden (die Straße war inzwischen umgebaut worden), sagte man uns, dass wir nur eine Hütte Mieten könnten (für 80 €), obwohl auf dem Schild ein Zelt abgebildet ist - „ja, das ist halt alt“. Immerhin sagte man uns von einem Zeltplatz, der sogar auf unserem Weg lag. Ich hatte die Hoffnung auf die Warme Dusche schon aufgegeben. Wir fanden den Zeltplatz, ausgezeichnet mit sämtlichen Logos, auch Deutschen, aber eine Fremdsprache an der Rezeption ging nicht. Eine junge Polin übersetzte, sie lebt in England.
Wir sahen nur sehr wenig Campingplätze, und meistens sind die nur mit Häuschen und Bungalows bestückt, Zelten scheint hier voll out.
Inzwischen sind wir in den Masuren und die Landschaft wird wieder flacher und waldiger.
Radwege sind ein eigenes Thema. Der berühmteste ist wohl der R1, aber wir haben auf Schildern noch mehr gesehen. Sie sind i.d.R. auf ruhigen schönen Straßen entlang geführt, separate Radwege sind eine ganz große Ausnahme. Nur in den Orten sind teilweise neue Fußwege mit Radwegen gebaut, oft stehen noch die „EU-Projekt-Schilder“. Die allermeisten „gelben“ Straßen sind wunderbar zum Radfahren und überhaupt nicht mit einer deutschen Bundesstraße zu vergleichen. Die „weißen“ Nebenstraßen sind noch ruhiger und bis jetzt auch immer gut zu finden bzw. ausgeschildert, aber der Straßenzustand kann zu wünschen übrig lassen. Viele Straßen waren gut asphaltiert, aber manchmal wird’s einspurig oder komplett Sandpiste.
Trotzdem es in Polen wenig Radwege gibt fährt es sich sehr gut (und meist wird anständig überholt).
Dienstag, der 8.07.2008, 10. Tag
85,22 km | 4:54 h | Ø 17,38 Km/h | 41,43 Km/h max
Strecke: Dźwierzuty, Piecki, Mikołajki, Szymonka
Wir trödelten in den Tag und genossen eine zweite warme Dusche. Gegen zwölf Uhr kamen wir in die Gänge. Es sind mal wieder fünf Tage um, zeit die Kette zu Ölen. In den letzten Tagen war soviel Sand und Dreck reingekommen, dass sie richtig geschnurpst hat, da musste erstmal mit Klopapier gereinigt werden. Es ist erstaunlich wie gut die Mechanik Kilometer für Kilometer ihren Dienst tut.
In Piecki verhalfen wir uns zu einem kleinen Fressfest, dafür gab es abends nur Suppe.
Wir sind nun mitten in den Masuren. Mikołajki war der erste touristisch anmutende Ort auf unserer Tour. Die Landschaft ist abwechslungsreicher als zuvor und scheint recht dünn besiedelt. Auch die „roten“ Straßen (16) sind äußerst fahrradfreundlich.
Gegen Abend wurde das Wetter wieder etwas unfreundlicher, mit Wind und ein paar Schauern, die wir vor dem Supermarkt abwarteten. Die Hitze der ersten Tage vermisse ich nicht.
In Szymonka sahen wir einen Zeltplatz der uns in der abendlichen Sonne sofort gut gefiel; Eine Wiese mit 3 schilfgedeckten Unterständen direkt am See.
Eigentlich wollten wir nicht schon wieder Camping zahlen, aber ich ging mal nach dem Preis fragen. 15 Zloty (5 €) schien uns einfach zu gut um weiter zu fahren. Die Dusche sollte nochmal extra kosten (2 min. 3 Zloty) aber es ist immer noch ein günstiger Luxus.
Ansonsten ist Polen nicht so billig. Es gibt zwar einige Dinge die in den großen Supermärkten enorm billig sind (z.B. Wasser), aber im allgemeinen und vor allem in den kleinen Läden sind die Preise eher wie bei uns - die Produkte ja auch.
Langsam kommt die litauische Grenze in greifbare Nähe. Dass Polen so groß ist hatten wir uns vorher nicht klar gemacht. Es ist der zehnte Tag, ich hätte gern eine vierstellige Kilometerzahl gesehen, aber 950 sind auch nicht so schlecht, zumindest scheint der Zeitplan noch grob zu stimmen.
Egal was noch kommen wird, bis hierhin hatten wir auf jeden Fall eine super Tour durch Polen.
Mittwoch, der 9.07.2008, 11. Tag
119,70 km | 6:37 h | Ø 18,04 Km/h | (99,26 – Messfehler Km/h max)
Strecke: Wydminy, Olecko, Osowa
Die ersten tausend Kilometer sind durchgelaufen – problemlos und pannenfrei.
Heute haben wir die schönen Masuren wieder verlassen. In Rydzewo gabs ein Müslifrühstück am See. Wir mussten feststellen, dass es auch kostenlose Biwakplätze gibt, allerdings ohne warme Dusche. Wie so oft war es früh sonnig, zog aber recht schnell zu und es bleib kühl. Es zogen schwarze Gewitterwolken auf, eine gewaltige Front. Wir fuhren um unsere trockenes Überleben und kamen bis Wydminy unter die erste Tankstelle als das Unwetter losbrach. Als nach einer gefühlten Ewigkeit immernoch alles grau war fuhren wir im Regen Richtung Olecko los. Irgendwann hörte es auf und bis auf meine Schuhe ist auch alles schnell getrocknet. Wir wollten auf kleinen Straßen die stadt Suwalki umfahren. Entgegen unserer bisherigen Erfahrung war der Weg in Str. Chmielowka nicht ausgeschildert und wir fuhren falsch. Als wir dann auf Zeltplatzsuche gingen und auf einen Feldweg trafen, überkam mich die Idee, dass dieser Weg uns weiter bringen könnte. Wir verirrten uns heillos in Dörfern, die auf der Karte gar nicht eingezeichnet sind und ich versuchte lange von Leuten den Weg zu erfahren, aber das war nicht wirklich erfolgreich. Wir fanden Osowa und die Straße wieder, unterdessen war es allerdings schon spät geworden.
Wir fanden noch einen schönen Platz zum Zelten am See, es gab Chili con Carne mit Wienerwürstchen und ein langer Tag ist um. Es wird die letzte Nacht in Polen sein.
Donnerstag, der 10.07.08, 12. Tag
110,85km 6:27 h | Ø 17,16 Km/h | 62,15 Km/h max
Strecke: Kruski, Jelenewo, Budisko, Liubavas, Bartninkai, Vilkaviškis, Andriškiar
Ursprünglich sollt hier etwas ganz anderen stehen, aber dann hat uns dieser Typ verfolgt und dem Tag ein aufregendes Ende beschert. Ich fange trotzdem mal vorn an:
Nach einem morgendlichen Bad im klaren See ging es herrlich erfrischt ans Frühstück. Der Weg nach Kruski schien sich zu verstecken, aber mit bisschen Fragen haben wir es bis zur Grenze geschafft. Die Landschaft wurde bergig und hat mich an die Alpendörfer erinnert. Kurz vor der Grenze gab es noch ein gutes polnisches Bier und das letzte Geld wurde verfressen.
Grenze bei Kilometer 1115.
In Litauen bogen wir gleich auf die kleinen Nebenstraßen ab. Irgendwann hatten wir keinen Asphalt mehr unter den Rädern und die Karte konnte nicht mehr helfen. Nach Himmelsrichtung orientiert kämpften wir uns über Feldwege wieder auf die große Straße. Einen Umweg haben wir nicht gemacht, aber es war ein zeitaufwendiges Unterfangen.
Die litauischen Dörfer wirkten wesentlich ärmer. An Polen haben wir uns wohl gewöhnt, aber hier in der Grenzregion ist alles ziemlich runtergekommen, auch die menschlichen Gestalten, welche man so sieht.
In Vilkaviškis fanden wir einen Supermarkt, der den westlichen Märkten in nichts nachsteht, nicht bloß so ein schnöder Billigmarkt wie Lidl. Auch die Menschen wirkten sehr angenehm.
Mich überkam ein gewisser Drang, sodass wir fluchtartig die Stadt auf der Suche nach einem ruhigen Örtchen verließen. Nach endloser Straße, auf der ich in einem Schlagloch eine Satteltasche verlor (die 5 Liter Wasser obendrauf waren wohl zu schwer), kamen wir ins Grüne.
Ich wartete noch kurz bis ein paar andere Radler vorbei wahren und wollte inzwischen Wasser umfülle, da stand plötzlich dieser unangenehme Typ bei uns und fing an uns wild gestikulierend, irgendwas klar machen zu wollen. Irgendwas mit russischer Grenze in unserer Richtung und Schlafen, der Rest blieb schleierhaft.
Mein Geschäft konnte ich mir abschminken, wir beschlossen einfach wegzufahren. Der Typ schien auch schon die nächsten Freunde an einer Bushaltestelle gefunden zu haben. Als ich mich nochmal umdrehte sah ich weit hinten einen Radler.
War das etwa wieder dieser Typ?
Wir fuhren zügig, aber wurden ihn nicht los. Das ist untypisch, denn normaler weise überholen wir die Leute ganz locker. Was nun?
In mir reifte der Plan, sich irgendwo zu verstecken und ihn vorbeifahren zu lassen. Die Straße hatte lange Geradeausstrecken, also musste eine Kurve her. Im nächsten Dorf fanden wir eine kleine Einfahrt, die uns hinter die Häuser führte. Durch einen Garten hindurch konnten wir die Straße beobachten. Da war der Radler vorbeigehuscht. Leider konnten wir ihn nicht erkennen. Wir warteten noch eine Weile ab und gingen zurück auf die Straße. Ein Opi hatte inzwischen versucht mit uns zu kommunizieren.
Wir beide hatten das Gefühl in weiterer Ferne in der nächsten Kurve jemanden zu sehen, aber wir konnten nichts sehen. Sind wir total paranoid?
Es könnte ja sonst wer sein, wir wussten ja nicht mal wer der Radler war. Wir fuhren los. Uns kam jemand entgegen. Auf dem Rad? Ja, auf dem Rad. Ist „er“ es?
Planbesprechung: Gas geben, voll drauf zu und wenn er es ist, einfach weiter. Da kam er schon rübergeschwenkt, fuhr direkt auf uns zu und fing an rumzuschreien, offensichtlich sehr verärgert über die Aktion. 30 km/h halten, mit vollem Gepäck und mit über hundert Kilometern in den Beinen - es ist eine Frage der Zeit und los wurden wir den Typen ja auch nicht. Eigentlich wollten wir einen Schlafplatz suchen, aber mit dem Typen an der Backe kann man ja nicht schlafen gehen. Was wird er überhaupt so komisch aggressiv? Das nächste Dorf ist laut Karte 9 km weg. 9 Kilometer Wettrennen?
Ich sah am letzten Haus im Dorf Leute, wir bogen ein. Es waren zwei dämliche junge Typen. Ich versuchte ihnen die Situation zu erklären, aber bevor die etwas verstanden war der Typ bei uns. Er erklärte nun allen was er für richtig hielt, wie wir fahren müssen und weiß der Geier was noch, uns verstand niemand. Man dachte wir suchen den Weg und finden die einzige Straße nicht, oder was. Der Typ war so penetrant, dass ich als einzigen Ausweg die Policia sah. Komische Idee, da ich sowas noch nie gemacht hatte. Einer der beiden hatte ein Handy und wählte, aber noch während sich Anabelle vorstellte brach die Verbindung ab.
Ich hielt einen Jeep mit einer dreiköpfigen Familie an, der zufällig den Weg entlang kam. Irgendwann hatte ich den Mann so weit die Policia hier her zu rufen, obwohl er überhaupt nicht verstand wo das Problem liegt. Nach langem hin und her hatte ich die Schwester seiner Frau am Telefon, sie konnte Englisch und übersetzte alles. Indes kamen die Bullen.
Anabelle hatte den Typen inzwischen so vollgezetert, dass er endlich abgehauen war.
Was nun mit uns? Einer der Bullen, übrigens sehr nette Leute, sprach englisch, der andere kannte einen Bauern im Ort, zu dem sie uns bringen wollten. So fuhren wir eskortiert durchs Dorf und da stand doch wieder dieser Typ, unweit schien er ein anderes Opfer gefunden zu haben. Mit der Bauersfrau wurde alles geklärt und ich fuhr nochmal im Bullenauto ins Dorf, um ihnen den Typen zu zeigen. Er war etwas alkoholisiert und wir einigten uns darauf, dass sie ihn für einen Tag einbuchten und ich keine weiteren Anzeigen mache.
Ich weiß ja nicht was die Bauersfrau die ganze Zeit zu zetern hatte, aber ich hatte den Eindruck sie will uns nicht.
Ein anderer Mann, wecher gerad zu Beusch war, meinte, er nimmt uns mit zu sich, die Frau sei traurig dass sie sich nicht mit uns unterhalten kann. Er sprach Englisch und wir fuhren ihm hinterher. Er brachte uns in sein elterliches Haus. Ein winziges muffiges Bauernhaus. Wir mussten die ganze Gastfreundschaft über uns ergehen lassen, es gab Brot mit Schinkenstücken usw.
Man richtete uns ein Sofa zum schlafen.
Freitag, der 11.07.2008, 13. Tag
125,31 km | 6:38 h | Ø 18,87 Km/h | 37,47 Km/h max
Strecke: Kurdirkos Naumiestis, Šakiai, Jurbarkas, Papēgiai
Wir haben beschissen geschlafen, es war heiß ungequem und eng und nebenan schnarchte jemand schrecklich laut.
Frühstück mit dem Vater, der Sohn, der uns angeschleppt hatte, war bereits Arbeiten. Es waren schon sehr nette Leute.
Endlich wieder auf der Straße, in der Freiheit. Ein richtiger Fahrtag. In Jurbarkas haben wir am Fluss Mittagspause gemacht. Bis dorthin hat mich noch das Geschehen des Vortages genervt, untermauert von der Begegnung mit sochen Räuberjungs in Šakiai, die mich an Rumänien erinnert haben. Ein älterer Herr hat sie vollgemeckert, so war ich sie los.
Entlang der russischen grenze von Kaliningrad führte die Straße durch langweilige flache Landschaft und ewig durch den Wald. Etwas einschläfernd. Aber seit Jurbarkas wirken die Orte und Menschen nicht mehr so veranzt. Vor Papēgiai sahen wir ein Schild mit Zelt. Nach den angegebenen 10 Kilometern waren wir vor einer Einfahrt einer Art Gasthaus. Wir dachten wir seien falsch, aber die Bedienung führte uns auf eine Wiese, wo wir Zelten durften. Auf die Frage was es kostet sagte sie mit einer verständnislosen Selbstverständlichkeit: kostenlos, natürlich.
Für 20 Litos (7 €) konnten wir ein ordentliches Bad mit warmer Dusche benutzen. Hier scheinen mehrere Gesellschaften zu feiern, alles ist sehr edel.
Jetzt dröhnt die Bumsmusik durch die Nacht und Feuerwekr gabs auch schon.
Wir sind sau müde. Und dass in Litauen keine Mitteleuropäische Zeit mehr herrscht haben wir auch erst heute mitbekommen.
Samstag, der 12.07.2008, 14. Tag
134,00 km | 7:25 h | Ø 18,03 Km/h | 39,17 Km/h max
Strecke: Šilutė Priekalė, Klaipėda, Nida
Wir haben uns relativ spät auf den Weg gemacht. Das erste mal mit dreckigem Geschirr im Gepäck, an Sanitäreinrichtungen mangelte es.
Wir fragten nach, ob eine Fähre vor Klaipėda auf die Kurische Nehrung führt, denn ich hatte erst jetzt realisiert, dass wir 50 Kilometer auf der Nerung entlang fahren müsse, wenn wir auf den einzigen Campingplatz nach Nida wollen. Es gibt keine Fähre. Damit war klar, dass es ein langer Tag wird. Bis Klaipėda sind wir ganz flott durchgefahren. Klaipėda ist, soweit wir es heute gesehen haben, eine einzige sozialistische Plattenbausiedlung.
Für läppische 4 Litos gibt es ein Retourticket für uns beide. In Punkte Essen und Benzin ist Litauen nicht wirklich billiger. Das Land zeigte sich mir heute so, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Land im Umbruch und auf dem weg zum Westen. Wir müssen in einer besonders veranzten Ecke nach Litauen reingekommen sein, hier scheint alles viel freundlicher.
Auf der Kurischen Nehrung gibt es einen super Radweg, meist ein aalglatter zwei Meter breiter Asphaltstreifen, der sich durch die Kiefern und Dünen windet.
Gegen neun lokale Zeit erreichen wir den Campingplatz. Rammelvoll am Wochenende, aber ganz nett und mit 65 Litos (zwei Nächte) doch sehr günstig.
Morgen wird ein Faultag. Mit 1440 Kilometern sind wir am 14. Tag über unserem „Sollwert“ -erstaunlich. Und die letzten beiden Tage waren sehr effizient, da wir mal keinen Kilometer Umweg gefahren sind.
Sonntag, der 13.07.2008, 15. Tag
0 km | 0 h | Ø 0 Km/h | 0 Km/h max
Ein Tag am Meer. Nach gutem Frühstück, ich machte Rührei, ging es erstmal zum Strand. (Klamottenwaschen usw. war auch angesagt.) Abends wurde in Nida das Postkartenbussiness erledigt. Die billigen Fährpreise hatten mich überrascht, die Postkartenpreise auch, nur andersherum. Für 72 Litos verschickten wir zusammen zwanzig Karten.
1440 Kilometer Nudeln essen hat dazu geführt, dass wir heute keine Lust auf Nudeln hatten und essen gehen wollten. Es gab leckeren Zander nach königlicher Art.
Abends waren wir noch auf den Dünen.
Montag, der 14.07.2008, 16. Tag
109,16 km | 6:41h Ø 16,31 Km/h | 43,09 Km/h max
Strecke: Klaipdėda, Palanga, Sventoji
Heftiger Regen in der Nacht und am Morgen. Irgendwann sind wir losgekommen und bei gutem Gegenwind bis Klaipėda geradelt. Halb vier waren wir wieder auf dem Festland.
Was ich von Klaipėda gesehen habe sah nicht allzu toll aus. Wir radelten auf dem R10 die Küste nach Norden. Der R10 kommt von Kaunas, habe ich gesehen. Er geht auf der Kurischen Nehrung entlang und weiter nach Lettland. Insofern ist mir sein Verlauf nicht ganz klar. Leider ist es ziemlich schwierig gute Informationen über die Radfernwanderwege zu bekommen. Ich glaube hier ist der R10 mit dem R1 identisch. Kurz vor der Lettischen Grenze sind wir auf die Asphaltstraße A13 abgebogen, da der Radweg zur Sandpiste wurde. Ansonsten war es super zu fahren. Die Lituaischen Orte an der See sind richtige Urlaubsorte mir Eisbuden und allem Firlefanz. Die Menschen sind wie normale Europäer, machen Fotos vom Springbrunnen und spielen mit ihren Handy – Vilkaviškis war echt ein merkwürdiges Kaff.
Die Litauer scheinen total auf deutsche Autos zu stehen, auffällig viele Audis aller Generationen, auch die fetten SUV's von Porsche und BMW sind vertreten.
Bei Kilometer 1547 passierten wir gegen 20:20 Uhr die lettische Grenze, eine verlassen Grenzstation. Etwas unschlüssig über ein Nachtlager und ohne genug Wasser folgten wir einem Schild „Camping 1,6 km“. Wir sind ziemlich lang einen Sandweg in den Wald gefahren, irgendwann kam ein einsames Haus zum Vorschein und wir sahen ein Stück gemähte Wiese. Nach einer Weile kam ein junger Typ, vielleicht gerade mal 18 Jahre alt und hat uns für drei Lat Zelten lassen. Für eine warme Dusche hätte er erst Feuer machen müssen, das viel also aus. Sein Vater ist wohl in der Stadt arbeiten. Es ist etwas gespenstisch an einem so einsamen Ort im noch unbekannten Lettland.
Als Höhepunkt der Fauna bot sich heute eine Schlange zur Schau, sie überquerte den küstennahen Radweg und war erstaunlich dick.
Dienstag, der 15.07.2008, 17. Tag
116,04 km | 6:21 h | Ø 18,27 Km/h | 30,95 Km/h max
Strecke: Nīca, Liepāja, Grobina, Pāvilosta
Hundert Kilometer Wald – langweilig. Trotzdem gefällt mir Lettland gut. Es scheint sehr dünn besiedelt, wir sind heute viel „rote“ Straße A11 gefahren, eine ruhige Straße, die „gelben“ Straßen sind teilweise nur noch Schotterpisten. Wir haben uns heute für 2,50 Lat noch eine Karte gekauft, auf welcher der Straßenbelag ablesbar ist, denn von Sandwegen habe ich schnell genug. Es sind mal wieder 500 Kilometer um, Zeit die sandige Kette zu ölen, das schnurpsen ist sofort weg.
Wir treffen zunehmend mehr Reiseradler, alles deutsche natürlich. Das Wetter war heute windig und kühl, immer mal wieder Wolken, aber trocken. Der eintönige graue Himel macht das ewige Walddurchfahren noch langweiliger. Ich fahre einfach so dahin, verliere das Gefühl für Zeit und Strecke und tauche in meine Gedankenwelten ab.
Unser Gastgeber von Gestern entpuppte sich als Finne.
Heute Zelten wir am Hafen von Pāvilosta, einer Art Yachtstützpunkt aus Containern. Es ist ganz nett und des gibt sehr stylische Bungalows. Wir hatten die warme Dusche mal wieder sehr nötig. Zwei deutsche Radler haben uns gesagt es soll fünf Lat kosten, der Chef ist schon weg. Morgen werden wir ja sehen was hier 5 Lat kostet (Ungarn im Hinterkopf...).
Mittwoch, der 16.07.2008, 18. Tag
117,27 km | 6:20 h | Ø 18,47 Km/h | 43,33 Km/h max
Strecke: Jūrkalne, Kuldīga, Stende
Quer durch Lettland. Ab und zu mal ein Dorf, ansonsten Wald. Die Strecke war heute trotzdem abwechslungsreicher. Anfangs ging es mit Blick auf die Ostsee die Küste entlang - sehr schön.
Morgen abend wollen wir in Rīga ankommen, deswegen sind wir heute ganz gut gefahren, auch wenn wir erst sehr spät losgekommen sind. In der Nacht hat es wieder geregnet und auch tagsüber drohen immer mal wieder tiefschwarze Wolken, wir hatten Glück. Wenn die Sonne durchkommt ist es sofort heiß, wir stoppen öfters um Klamotten zu wechseln.
Hier ist es immer eine Stunde später, was uns morgens etwas die Zeit klaut und abends wird es trotzdem erst nach 23 Uhr dunkel.
Die Leute scheinen gern Holzhäuser gebaut zu haben, vielleicht auch ein Zeichen armer Zeiten. Sie sind leider oft etwas heruntergekommen, aber sehr schön anzuschauen, oft mit lettischer Fahne geschmückt. In Kuldīga hing vor jedem Haus eine Fahne, ein patriotisches Spalier. Jetzt Zelten wir direkt neben der Straße hinter einer Baumreihe auf einem gemähten Streifen. Ein Grund mehr morgen frühzeitig nach Rīga aufzubrechen (letztes Schild: „Rīga 110 km“).
Donnerstag, der 17.07.2008, 19. Tag
109,44 km | 6:16 h | Ø 17,44 Km/h | 41,43 Km/h max
Strecke: Lauciene, Jūrmala, Rīga
Frühstück am Strand. Das heißt 50 Kilometer vorm Frühstück. Die Straße (P128) gehörte uns allein. Wir frühstückte kurz vor Apšuciems direkt am Strand, es war wunderbar ruhig und zwischen uns und Rīga zog ein schwerer Regen durch. Ab Jūrmala war es ein eher anstrengendes Stadtgefahre, aber es ließ sich alles gut finden. Nach Rīga rein fuhren wir entlang der Bahnlinie durchs Grün, später ziemlich runtergekommene Randgebiete, die keinen zweiten Besuch wert sind. Der City-Camping ist vollgepackt mit (deutschen) Wohnmobilen, ansonsten aber ganz akzeptabel auf dieser merkwürdigen Industrieinsel.
Das shopping center ist direkt neben an. Wir machten Reis mit Hühnchen.
Viele Leute wundern sich wie weit wir gefahren sind, aber heute habe ich mich gewundert: Wir kamen mit einem Engländer ins Gespräch, der vollkommen selbstverständlich als Reiseziel China angab. Er ist durch Dänemarkt, Schweden (Fähre) Estland bis nach Rīga gekommen, hat angeblich keine Karten und will noch durch Polen, Ukraine, Russland (schwierig, evtl. Flieger) und Kasachstan nach China, wo er neulich hingezogen ist, weil die Berge an der kasachstanischen Grenze so schön sind.
Da scheinen unsere 1892 Kilometer bis Rīga eher lächerlich.
Freitag, der 18.07.2008, 20. Tag
0 km | 0 h | Ø 0 Km/h | 0 Km/h max
Rīga, ein Tag in der lettischen Hauptstadt.
Neben uns zeltet eine französische Familie, die am 2. Mai in Lyon mit dem Fahrrad losgefahren ist und noch um die ganze Ostsee will. Der Kleinste ist 4 Jahre alt – verücktes Projekt.
Heute haben wir uns in erster Linie in der Altstadt, dem Touristenviertel, rumgetrieben. Alles Alte ist schmuck herausgeputzt und es stehen Unmengen an Nobelkarossen herum. Rīga wirkt sehr lebendig, auf eine angenehme weise. Von den Plattenbausghettos sieht man im Zentrum nichts. Abends waren wir gemütlich essen, gegrillter Hering. Es sind auffällig viele Briten unterwegs.
Ich habe mich das erste mal genauer mit dem Bikeline Radreiseführer befasst, welcher die Küstentour Rīga-Tallinn beschreibt.
Das ganze sieht weniger erfreulich aus. Schon nach Rīga rein schickt einen der Führer auf die Autobahn, obwohl es einen super Radweg gibt (Hier darf man überall radeln, wo es nicht ausdrücklich verboten ist.) Von Rīga bis Estland geht die Tour auf der einzigen Hauptstraße entlang, da wäre ich auch selbst drauf gekommen, ohne dass ich eine Beschreibung für jedes Schlagloch brauche. Andere Führer raten stark davon ab die A1 zu fahren, wir werden es wohl mal versuchen und ggf. auf die Inlandroute ausweichen, evtl. haben wir ja Samstag mit den Lastwagen Glück.
Samstag, der 19.07.2007, 21. Tag
95,65 km | 5:01 h | 19,02 Km/h | 28,72 Km/h max
Strecke: Carnikava, Saulkrasti, Meleki
Unsere Zeltnachbarn wollten uns nochmal von der A1 abbringen, aber wir sind sie gefahren. Es war ein bisschen wie Deutschland auf einer Bunesstraße. Der Weg aus Rīga heraus war ganz gut, die P1 stark befahren, aber die A1 war okay. Je weiter wir von Rīga weg kamen, desto weniger Autos wurden es und es gibt einen guten Seitenstreifen. Nur bei den Ausfahrten muss man bisschen aufpassen, Lkws gabs fast keine und auch den besagten Baustellen konnten wir nicht begegnen, alles schöner Asphalt.
Ein Autobahntag. Als wir direkt an der Küste entlang fuhren wollte ich baden gehen. Nun sind wir direkt am Strand geblieben, zelten mit schönster Aussicht, nur leider hört man die Straße allerdings ist kaum noch Verkehr.
Ich bin froh, dass wir die A1 gefahren sind und uns nicht im Inland verfranst haben, zumal deren Anfang über die Autobahn aus Rīga heraus auch nicht toll klingt.
Wir hätten noch heute nach Estland fahren können, aber jetzt fangen wir an zu trödeln, denn Tallin ist nur noch 250 Kilometer weg, wir wollen aber nicht in zwei Tagen abfahren. Nehmen wir den Radweg über die Inseln, liegen noch über 500 Kilometer vor uns.
Distanzen, die normalerweise abschreckend klingen verlieren ihren Schrecken. Momentan wollen wir auch von Rostock nach Berlin und ich noch nach Dresden radeln. Berlin-Dresden wäre mit 200 Kilometern die abschließende Königsetappe.
Sonntag, der 20.07.2008, 22. Tag
107,08 km | 5:52 h | Ø 18,20 Km/h | 26,60 Km/h max
Strecke: Salacrīva, Ainaži, Ikla, Pärnu, Valgeranna
Ein sonniger Tag. Früh ein Ostseebad, Frühstück in Salacrīva.
Bei Kilometer 2017 passiere wir die Grenze zu Estland. Die kleine Straße parallel der E67 oder auch „Via Baltica“ war ganz nett. Die Strecke bis Pärnu allerdings eher öde. Pärnu selbst ist ein schönes Städtchen, aber durch die Spuren des Sozialismus geprägt.
Wie auch schon in Litauen und Lettland werde ich immer wieder russisch angequatscht und gefragt ob ich englisch bin/spreche oder „nemetzki“ (deutsch).
Wir trafen unsere Zeltnachbarn aus Rīga, zwei deutsche Radler aus Wismar kommend, wieder. Sie waren die Tour durchs Inland gefahren, beschwerten sich über sieben Kilometer Schotter und überhohlten und demonstrativ, aber wahrscheinlich haben wir sie abgehängt.
Ich werde heute die Estlandkarte studieren und wir wollen über die Inseln, also von der Grenze bis Tallinn 670 Kilometer den Radweg 1 entlang. Fähre nach Rostock ist für Samstag geplant.
Der Zeltplatz ist nicht der tollste, aber mit 60 Kronen und 50 Kronen fürs Duschen auch nicht der teuerste und direkt am Meer gelegen.
Montag,der 21.07.2008, 23. Tag
120,15 km | 6:54 h | Ø 17,38 Km/h | 28,95 Km/h max
Strecke: Andru, Tŏstamaa, Varbla, Virtsy, Insel Muhu, Insel Saaremaa, Orissare, Maasi
Ein bar Druckabfall nach über einer Million Radumdrehungen, da kann die Luftpumpe zuhause bleiben. Aber da ich sie extra angeschafft habe, wollte ich sie auch ausprobieren und nicht zur nächsten Tankstelle fahren: 6 bar sind kein Problem. Mein unplattbarer Hinterreifen hat in Polen einen Schnitt bekommen, der Asphalt und Schotter ist hier teilweise sehr scharf und rau, aber Platten scheinen der Vergangenheit anzugehören.
Wir sind heute früh losgekommen und haben an dem Moor Lindi Luduskaitseala gefrühstückt. Vor Virtsu kamen noch noch 15 Kilometer Schotterpiste und dann der erste Schauer. Wir stellten uns unter, was dazu führten sollte, dass die 17 Uhr Fähre direkt vor unserer Nase die Rampe hochklappte, der Ticketkauf hat 20 Sekunden zu lang gedauert. Die Stunde des Wartens ließ sich bestens mit einem kleinen Fressfest füllen.
Auf der Insel Muhu hat es uns dann doch noch eingeregnet. Muhu und Saaremaa sind durch einen Deich oder Damm verbunden, das Wasser beidseits glich mit Schilf, Enten und Schwänen eher einem See.
In Maasi fanden wir einen Zeltplatz, der praktisch nur aus gemähter Wiese direkt an dem Ostseezipfel besteht. Es gibt Plumsklo und kaltes Wasser (alles für 30 Kronen). Waschen war etwas ekelig in der kühlen Nässe draußen, aber besser als klebrig im Schlafsack. Für Abendessen waren wir zu faul und satt.
Neben dem Zeltplatz sind die Ruinen der einst wichtigen Verteidigungsanlage, auf der sich im frühen Mittelalter schon germanische Soldaten als Besatzer befanden.
Dienstag, der 22.07.2008, 24. Tag
110,43 km | 7:16 h | Ø 15,17 Km/h | 29,92 Km/h max
Strecke: Kaali, Kuressaare, Tehumardi, Vielu, Lümanda
85 Kilometer starker Gegenwind und immer mal wieder ein paar Regentropfen.
Viel lässt sich zum heutigen Tag nicht sagen, außer dass es anstrengend war.
In Kaali haben wir den größten der Meteoritenkrater besichtigt – recht gewaltiges Loch. Mich hat vor allem beeindruckt, dass der Krater nach tausenden von Jahren noch so gut erhalten ist.
In Kuressaare gabs nicht riesig viel zu sehen (der Supermarkt ist doch immer noch das Beste..), wir schauten uns nur die Bischofsburg an. Ebenfalls ein recht gewaltiges Teil mit ordentlich Wehranlagen – die Bischöfe waren wohl nicht sehr beliebt.
Nach den besagten 85 Kilometern bogen wir in den Wald, nun war zwar der Wind weg, aber der Asphalt auch. Trotzdem fuhr es sich erholsam gut hinauf ins Inland. Sehr spät kamen wir an diesen netten Ort heir. Eine Art Restaurant mit zwei kleinen Hütten und einer Saunahütte. Wir zelten (für 50 EEK) im Garten, inklusiver warmer Dusche im Blockhaus. Alles in eine angenehmen Rotton gestrichen. Bockhäuser und Holzbauten gibt es hier sehr viele.
Irgendwie haben die Esten das Sprechen und das Schreiben nicht geschickt zu verbinden gewusst. Fast jeder Buchstabe muss doppelt geschrieben werden. Vermutlich wird ein Buch um ein Drittel dicker wenn man es in Estisch schreibt. Ohnehin sind die mit Umlauten gespickten Worte meist ewig lang, ich kann mir das keine Sekunde merken, außer, dass „Sadam“ Hafen heißt, das ist mal ausgesprochen einfach. „Müüa“ scheint so etwas wie „zu Verkaufen“ zu heißen, auch ein kurzes Wort mit gutem Wiedererkennungseffekt.
Auf der Straße liegen immer mal wieder plattgefahrene Schlangen.
Mittwoch, der 23.07.2008, 25. Tag
121,58 km | 7:08 h | Ø 17,02 Km/h | 32,64 Km/h max
Strecke: Kurevere, Tagamŏisa, Panga, Leisi, Triigi, (Insel Hiiumaa), Sŏru, Emmaste, Kassari
Ein Traumtag. Bestes Wetter, Saaremaa zeigt sich von seiner besten Seite. Wir frühstückten „Pan Bread“, ein traditionelles Bauernfrühstück aus Mehl und Kartoffeln mit Speck.
Bei Veere nahmen wir ein Bad an der Ministeilküste, die Buchten erinnern an Bilder der Karibik.
Wir haben Zeit, denn die Fähre fährt erst 20 Uhr, so stand es im Bikeline Reiseführer.
In Panga bestaunten wir ein paar lächerliche Klippen. Entlang der Küste gibt es fast nur Schotterstraßen, es macht mir aber richtig Spaß durch den weißen Staub zu fahren. Nur wenn Autos kommen sieht man für kurze Zeit fast nichts mehr.
Wir kamen pünktlich zum Hafen, aber weit und breit war kein Schiff zu sehen. Der Fahrplan verriet, dass die Fähre 20 Uhr auf der anderen Seite losfährt und erst 21:30 Uhr wieder ablegen wird. Ich wollte trotzdem fahren und nicht auf Saaremaa bleiben, zumal es keinen Campingplatz in der Nähe gibt. Campingplätze sind auf Grund der Dusche dem wilden Zelten deutlich vorzuziehen.
Gegen halb elf kamen wir in Sŏru an und fuhren durch die helle Nacht des Nordens. Es wurde kalt und an einigen Stellen prasselten die Insekten nur so gegen Helm und Gesicht. In Kassari fanden wir eine Art Campingplatz, sahen aber nur Hütten. Wir zelteten einfach auf dem ersten Meter Wiese. Es war schon ein Uhr und beschissen kalt. Zum Duschen hatte keiner mehr Lust.
Donnerstag, 24.07.08, 26. Tag
70,88 km | 4:36 h | Ø 15,39 Km/h | 26,11 Km/h max
Strecke: Heltermaa, Haapsalu, Linnamäe, Ölbäck
Ein unmotivierter Tag. Wir fuhren zur 12:30 Uhr Fähre, nachdem wir noch ordentlich geduscht hatte und hundert Kronen dafür gelöhnt.
Auf der Fähre gab es ein Fressfest.
Gemütlich fuhren wir durch Haapsalu und mit Gegenwind bis zum Campingplatz, wir krochen so dahin mir kam die Strecke ewig vor. Ein schönes Ostseebad und eine wunderschöne Dusche in einer Holzhütte waren ein guter Tagesabschluss, zusammen mit einem estnische Longdrink aus Kaktussaft.
Freitag, der 25.07.2008, 27. Tag
124,62 km | 7:49 h | Ø 15,93 Km/h | 40,27 Km/h max
Strecke: Nova, Polise, Tabassalu, Tallinn
Irre, wir sind da! Kaum zu glauben, dass das ferne Ziel erreicht ist.
Nach 2624 Kilometern sind wir in Tallinn eingefahren. Heute früh schien die Strecke noch unüberschaubar. Wir strampelten langsam einen sandigen Waldweg entlang als ein Schild „Tallinn 119 km“ auftauchte – ein etwas gruseliger Gedanke.
Die letzte Etappe wurde uns auch nicht geschenkt. Mit über 50 Kilometern Piste ohne Asphalt war heute der härteste Tag. Manche Schotterstraßen haben ja Spaß gemacht, aber heute waren es so richtig üble Pisten aus Sand, Schlaglöchern, großen Steinen oder Baustellen, da konnte die Ausrüstung nochmal zeigen was sie aushält.
In Tallin geht der Radweg durch die Altstadt und den Hafen, sodass wir schon einen ersten Eindruck von der Stadt haben.
Mit Straßenstaub vollkommen eingedreckt war es ein kleiner Schock, dass es auf dem Campingplatz im Yachthafen nach 21 Uhr keine Duschen mehr gibt. Mit 50 EEK ist der Platz billig und das Waschen ging doch auf der Toilette.
Ich kochte ein kleines Festessen, Curry-Reis mit Thai-Hähnchen und Salat. Es ist der 27. Tag und wir haben 2643 Kilometer hinter uns, das sind 97,88 Kilometer am Tag und das trotz Ruhetage (ohne Ruhetage sind es 105 Kilometer Tagesdurchschnitt). Eine ganz gute Bilanz nach vier Wochen. 156 Stunden und 10 Minute saßen wir auf dem Sattel, etwas mehr als die 21 Stunden, die der Routenplaner veranschlagte, aber es hat sich gelohnt.
Samstag, der 26.07.2008, 28. Tag
11,64 km | 1:42 h | Ø 6,78 Km/h | 22,09 Km/h max
Strecke: Tallinn
Tallinn ist wie ein Museum. Eine komplett renovierte Altstadt voller Restaurants und irgendwelchem Tourimist. Der Reiseführer wusste, dass Tallinn älter als die Entdeckung Amerikas (durch Columbus) ist – ich frage mich für welche europäische Stadt oder Dorf das nicht zutrifft.
In Tallinn gibt es den „First Estonian Pub since 1993“, da waren andere fast ein Jahrtausend schneller.
Ich fand es ganz nett, aber die kurze Zeit hat mir auch vollkommen gereicht. 15:30 startete die Superfast Ferry VIII nach Helsinki (und weiter nach Rostock).
Sonntag, der 27.07.2008, 29. Tag
21,80 km | 1:33 h | 14,04 Km/h | 25,42 Km/h max
Strecke: Rostock, Pappendorf
Abhängen und auf dem Sonnendeck liegen. Die Weite der Ostsee, ab und zu ein anderes Schiff.
Mit Anbruch der Nacht erreichten wir Rostock (22:00 Uhr). Wir fuhren noch aus der Stadt raus. Es gibt Radwege, z.B. den Berlin-Kopenhagen Radwanderweg. Auf unbeleuchteter Landstraße wurde es schwierig und wir zelteten auf dem Seitenstreifen einer kleinen Straße.
Montag, der 28.07.2008, 30. Tag
117,48 km | 7:10 h | Ø 16,40 Km/h | 50,84 Km/h max
Strecke: Schwaan, Güstrow, Krakow am See, Malchow, Gotthun
Zum Frühstück bekamen wir Gurke und Tomaten aus dem angrenzenden Garten geschenkt.
Ich wäre ja gern schon heute in Berlin angekommen. Voller Hoffnung dachte ich, dass es auf der Karte gar nicht so weit aussieht. „Berlin 294 km stand auf einem Schild des Berlin-Kopenhagen Radwanderweges. Ich gab die Hoffnung auf.
Deutschland kann wunderschön sein und es gibt auch hervorragende Radwege und Fahrradstraßen. Aber es gibt auch ein „aber“ und dieses aber kann den Spaß ganz schön versauen. Immer wieder ist die Beschilderung so beschissen, dass man nicht weiß auf welchem Radweg man fährt, immer nur der grüne Pfeil und irgendwann ist Schluss oder man steckt im Sand.
Man könnte meinen, Radwege werden nur ausgeschildert um Radfahrer möglichst weit weg in die Pampa zu schicken, damit sie nicht auf der Straße stören. Es ist schön zu sehen wie viel schon in Radwege investiert wurde, aber umso schmerzlicher ist es, dass Volltrottel immer wieder einzelne Glieder der Kette durch enorm schwachsinnige Planungsaktionen zerstören (diese Schreibtischtäter).
Wenn wir nach Berlin wollen müssen wir uns an Straßen und „Auto“-Schildern orientieren, sonst sind wir noch eine Woche auf Feldwegen unterwegs. Mit der Strategie kamen wir ganz gut bis zur Müritz. Zeltplatz war hygienetechnisch obligat; FKK im Ossi style, eine nette Sache.
Dienstag, der 29.07.2008, 31. Tag
166,59 km | 9:37 h | Ø 17,30 Km/h | 39,90 Km/h max
Strecke: Röbel, Vipperow, Mirow, Canow, Rheinsberg, Lindow, Herzberg, Kremmen, Nauen, Berlin
Ein heißer Tag im Havelland. Immer wieder Wasser kaufen, in Rheinsberg auch mal Eis. Wir kamen gut vorwärts, 18:40 waren wir in Nauen, bis dahin war alles ganz schön, nur etwas warm. Wir wollten die B5 nach Berlin rein fahren. Das ist schon möglich, allerdings nur mit Ortskenntnis oder sehr guter Karte. Wir irrten z.B. durch das Olympische Dorf von 1936. Ewiges gemehre und Berlin ist innen so weitläufig, dass wir erst gegen elf ziemlich fertig bei Anabelles Eltern in Zelendorf eintrafen und uns erstmal voll fraßen.
Nach 2960 Kilometern ist für sie die Reise hier zu ende, ich will noch nach Dresden radeln.
Mittwoch, der 30.07.2008, 32. Tag
31,56 km | 1:44 h | Ø 18,15 Km/h | 36,21 Km/h max
Strecke: Berlin
Ausruhen und futtern. Abends traf ich mich mit Albert, Clair, Jonas und Gesine in Kreuzberg.
Donnerstag, der 31.07.2008, 33. Tag
0 km | 0 h | Ø 0 Km/h | 0 Km/h max
Faultag
Freitag, der 1.08.2008, 34. Tag
109,00 km | 6:14 h | Ø 17,46 Km/h | 37,47 Km/h max
Strecke: Großbeeren, Trebbin, Jüteborg Herzberg
Auf nach Dresden. Anabelle will nun doch mitkommen, so werden wir zwei Tage brauchen, ich wollte die 200 Kilometer ursprünglich an einem Tag machen.
Es war heiß und schwül. In Luckenwalde schenkte uns jemand ein Eis auf dem Lidl-Parkplatz. Am Nachmittag waren wir in Brandis baden, dabei brach das ersehnte Gewitter herein. Wir saßen geschützt und warteten. Gezeltet haben wir in einem kleinen Wald hinter Herzberg.
Samstag, der 2.08.2008, 35. Tag
89,33 km | 4:51 h | Ø 18,37 Km/h | 55,24 Km/h max
Strecke: Bad Liebenwerda, Elsterwerda, Großenhain, Dresden
Regen. Viel Regen in der Nacht und beim aufbrechen fing es schon wieder an. Dieser letzte Tag sollte uns nochmal vor Augen führen, was für ein Glück wir mit dem Wetter hatten. Es war zum Glück warm. Frühstück in Bad Liebenwerda vorm Aldi, ansonsten sind wir flott durchgefahren. Viel Bundesstraße, die öfters Radweg aufweist. Nur von Bad Liebenwerda nach Elsterwerda sind wir an der Elster gefahren.
Ich fand es schön, langsam wieder in die bekannten Gefilde zu kommen. Gegen fünf waren wir angekommen.
Nun hat sich der Kreis geschlossen. Nach 3190 Kilometern und 187 Stunden Fahrzeit ist eine lange und schöne Zeit zu Ende.