Tagebau | Pfingsten '02
Der zweite Tagebauurlaub
Tagebau zum zweiten. Uns ist auch diesmal nichts anderes für die kleinen Ferien eingefallen. Also schnell nach Senftenberg getrampt und ab Richtung Riesenloch. Das Wetter war wesentlich besser, sodass man das kühle nass in den überdimensionalen Pfützen genießen wollte. Um das gewählte Loch zu erreichen mussten wir eine weile um den Senftenberger See herumlaufen was sich am "Männertag" als ein äußerst amüsantes Unterfangen zeigte. Endlich im ruhigen Wald angekommen und in der letzten Gartensparte noch etwas Wasser getankt stapften wir munter in die Sandwüste hinein. Wir betrachteten gerade das lieblich schimmernde Wasser unten, als sich zu unserer Rechten plötzlich eine Stabwolke zeige, die sich geradlinig auf uns zubewegte. Nach kurzer Zeit konnteman ein großes gelbes Ungetüm in ihr ausmachen, worauf wir die Flucht ergriffen.
Zurück war zu weit, also gab es nur die kleine Baumgruppe unten am See die uns Schutz bieten konnte. Kaum dort angekommen sah man schon den Truck der uns in einem Bogen umkreis und auf der anderen Seite verschwand. Nach kurzem umschauen mussten wir jedoch die absolute Enttäuschung erleben: Der See bestand nicht nur aus Wasser sondern war mit einer Reihe von schillernden, in verschiedensten Brauntönen leuchtenden, dickflüssigen Elementen angereichert und wahrscheinlich auch nicht Tief. So hatten wir uns das nicht vorgestellt!
Wo waren wir denn jetzt gelandet? Erst das gelbe Ungetüm und dann auch noch so ein See, wobei wir bei der Hitze zu gerne ein Bad genommen hätten. Uns blieb nicht viel Zeit zum überlegen, denn es tauchte schon wieder eine Staubwolke auf. Anscheinend waren wir in einer noch bewirtschafteten Gegend unterwegs, in der sogar Feiertags gearbeitet wurde. Während des Mittagessens wurde deutlich das es hier ein größere Anzahl dieser Monster-Trucks geben musste.
Also passten wir eine Gelegenheit ab zwischen den Trucks die Sandwüste erneut zu durchqueren und gingen über lange Betriebsstraßen wieder in Richtung Senftenberger See, den wir am frühen Abend erreichen sollten. Die Suche nach einem schönen Schlafplatz erwies sich schwierig, da das Ufer mit Feriensiedlungen gepflastert ist. Als es immer Dunkeler wurde und wir nichts fanden fiel und das nicht allzu weit entfernte andere Ufer auf, welches vollkommen einsam schien. Es sah so aus als ob es zu Fuß zu weit sein würde und man dachte mehr spaßeshalber über Schwimmen usw. nach, wobei wir eine Entdeckung tätigten, die unserem Urlaub die entscheidende Wendung geben sollte. Ein Styropor-Klotz. Er lag einsam am Rande eines etwas verwilderten Geländes und hatte eine stattliche Größe. Wir warteten noch auf etwas mehr Dunkelheit, hievten ihn über den Zaun, und ab ins Wasser damit. Die Rucksäcke passten locker drauf, also ging’s ab ins Wasser und wir schoben das Ding schwimmend langsam durch die Sommernacht gen unbekanntes Ufer. Nach geraumer Zeit erreichten wir es, gingen an Land und stiegen den sandigen Berg herauf. Oben war ein herrlicher Zeltplatz und genug Feuerholz um Essen zu Kochen. Am nächste Morgen wurde uns durch Kartenstudium klar das wir uns auf einer Insel befanden, die gut 5 km lang ist. Wir strolchten den ganzen Tag auf ihr herum, die Sensation war ein lautes Krunzen direkt vor uns, wir hatten eine Wildschwein beim fressen erwischt. Die Insel besteht aus aufgeschüttetem Erdreich und hat dadurch teilweise steile Abbruchkanten und Berge. Auf ihr wachsen Bäume aller Art, manchmal so dicht das ein durchkommen unmöglich ist, aber es gibt auch ausgedehnte Sümpfe mit vielen Mücken. Am nächsten Tag mussten wir unser Paradies, indem wir garantiert die einzigen Menschen waren, verlassen. Aber diesmal nahmen wir uns kleine Bäume als „Paddel“ mit, um nicht wieder Schwimmen zu müssen. Unser geliebter Klotz trug uns in stolzer Höhe sicher übers Wasser. Wegen der „Paddel“ hofften wir auf Rückwind, bekamen aber nur Windstille, sodass es eine recht lange Fahrt wurde. Der Styropor-Klotz wurde artgerecht an seinem alten Platz eingelagert, in der Hoffnung ihn in unbekannter Zeit wieder zu finden. Mit dieser Hoffnung trampten wir zurück nach Dresden.