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Italien | Winter '03

Winter in den Abbruzzen

Das übliche Problem. Wie soll man in unseren Breitengraden im Winter Urlaub machen, wenn man keine Lust auf Winterurlaub hat? Vor diesem Problem standen wir schon vor zwei Jahren, damals hieß die Lösung Kroatien. Wieder auf der Suche nach billigen Flügen fanden wir unser Urlaubsziel. Die Entscheidung erschien ganz einfach, so weit wie irgendmöglich Richtung Süden. So kamen wir auf Pescara, eine Stadt in Italien, die in etwa auf der Höhe von Rom liegt, sich aber and er Adriaküste befindet. Der Abflugort heißt Frankfurt-Hahn und liegt im Hunsrück. Dorthin mit der Eisenbahn fahren kommt schon aus finanziellen Gründen nicht in Frage, mal davon abgesehen das dort gar kein Zug hinfährt. Also trampten wir eineinhalb Tage vorher in Dresden los, um auch sicher anzukommen. Unsere recht lustige Fahrt (kaputtes Auto usw.) ging über Chemnitz, Nürnberg, Mannheim und am späten Abend kamen wir nach Rheinböllen. Dieses wunderschöne Dorf liegt an der A 61 und ist ungefähr noch 50 Km vom Airport entfernt. Da es nun schon etwas später war, war eine Weiterreise ausgeschlossen. Die Temperatur wurde immer unangenehmer, so dass wir auf die Idee kamen uns in eine Sparkassen zu setzen, in der wir erst einmal zu Abend speisten. Doch es gefiel uns (trotz Kameras) so gut, dass wir gar nicht mehr gehen wollten, draußen erwartete uns ja nur die Winternacht, uns so blieben wir, bis ich plötzlich aufwachte. Wir hatten Besuch bekommen! Es dauerte ein weile, bis mir klar war was das für drei Leute waren; Zwei in grün einer zivil: „Guten Abend, was machen Sie denn hier, dürften wir mal Ihre Ausweise sehen?“ „…was wollen Sie denn heute noch machen … da müsster halt ein Taxi zahlen … neja, aber eine Geldkarte scheint ihr ja zu haben… dann geht doch wieder runter zum Autohof da sind die Lkw’s, da nimmt euch bestimmt jemand mit (haha).“ So standen wir wieder im kalten. Nun mussten wir doch noch auf dem nächsten Feld zelten. Am Flughafen gab’s dann nur noch Stress wegen unseren Benzinvorräten und Kocher im Gepäck, den Kocher durften wir nach einer Diskussion, über den materiellen Wert solcher Gegenstände im Verhältnis zum Flugpreis, dann doch mitnehmen die Brennstoffflasche musste eingestampft werden (Gefahrgut).

Nach einem schönen Flug empfing uns Pescara mit Wolken und etwas Regen. Nach etwas planlosem rumlaufen, wir wollten noch ans Meer, wurde uns klar, dass es bis dorthin für uns zu weit ist und so suchten wir einen stadtnahen „Zeltplatz“ um den nächsten Tag in Pescara eine neue Brennstoffflasche für unseren Kocher zu kaufen. Wir fanden einen sehr guten, wenn nicht sogar den besten: Im Olivenhain, mit blick über Pescara, und nur 15 Minuten vom Airport bzw. 30 Minuten von der City entfernt (zu Fuß). Wir verbrachten den nächsten Tag mit der Suche einer Brennstoffflasche in Pescara, und wir mussten feststellen das so etwas dort absolut unbekannt ist, und es wahrscheinlich in Pescara kein einziges Exemplar davon zu kaufen gibt. Wir kamen am Abend noch raus aufs Dorf und schliefen wieder im Olivenhain. Die nächsten Tage führten uns die italienischen Straßen über Chieti, Bucchanico nach Rapino, einem Dorf an der Grenze des Nationalparks „della Maiella“. Hier begegnete uns der erste Schnee, aber es bot sich auch Gelegenheit mal ein Feuerchen zu machen, und so gab es das erste Mal ein warmes Abendessen.

Wir liefen eine breite aber recht unbefahrene Straße am Rande des mächtigen Gebirges entlang, dessen verschneite Gipfel in den Wolken nicht zu sehen waren. Um eine kleine Mittagspause zu machen, entschlossen wir uns auf einen Weg in ein stück von der Straße wegzugehen und begannen im Schnee bergauf zu Stapfen, dem Schild „Aera Picknick“ nach. Nach einer weile machten wir auch Pause, um uns etwas zu putzen, da das Wetter gerade recht schön war. Dieser sonnige Moment brachte uns auf die Idee in die Berge zu gehen. Also stapften wir weiter. Bald waren keine Fußspuren sondern nur noch Schneeschuhtapsen zu sehen. Das Tal wurde immer enger und steiler, der Wunsch nach Skiern war nicht mehr zu unterdrücken, aber wir stapften weiter durch den inzwischen 60 cm hohen Schnee. Irgendwann erreichten wir den Wendepunkt des unbekannten Schneeschuhgängers. Es dämmerte langsam. Umkehren? Nein! Aber was wird noch kommen? Irgendwie wird es schon gehen! Wir gingen weitere, bis der Weg breiter wurde und wir einen Holzstapel erblickten. Die Wolken schwebten bedrohlich dunkel über unseren Köpfen immer weiter das Tal hinunter. So schlugen wir unser Lager mitten auf dem Weg auf und machten ein ordentliches Feuer, Holz hatten wir ja zur genüge und der Bach war auch nicht weit. Es wurde ein schöner Abend im Schnee. Zum Frühstück gab es dank Feuer mal Tee. Aber wir entschlossen uns aufgrund zu großer Differenzen zwischen Klimabedingungen und unserer Ausrüstung zum Rückzug. Der Weg ging weiter über Guadiagrele, Filetto und Vacri. Doch unsere Gewohnheiten hatten sich geändert. Es musste jeden Abend Feuer geben um zu kochen, und wir versuchten dazu auch noch ein Dach über dem Kopf zu haben. Die Idee kam als wir auf der Suche nach einem Schlafplatz eine kleine Ruine im Wald entdeckten, in der noch ein romantischer Kamin und altes Holz vorhanden war. Es wurde ein wunderschöner Abend, an welchem sogar die Füße die Wärme des Feuers genießen durften. Plötzlich kam ein Jeep durch die Dunkelheit an unserem Häuschen vorbei und verschwand in Richtung des weit entfernten Hausens, der kurze Schreck war schnell vorbei. Wieder bei bester Laune hörte man sich schnell nähernde Schritte, es kam jemand gerannt, sein schnaufender Atem war nicht mehr zu überhören. Wir verstummten und lauschten, der für uns unsichtbare kam immer näher, doch nach Sekunden der Anspannung war er endlich vorbei. Eigentlich konnte er uns in dem hell erleuchteten Raum mit offenen Fenstern unmöglich übersehen haben, vielleicht war ihm die belebte Ruine aber auch zu unheimlich, auf jeden Fall ließ er uns unsere Ruhe.

Wenn man nach Italien fährt sollte man wissen, das Montag irgendwie nicht überall gearbeitet wird. So standen wir nach dem Wochenende ohne größere Reserven endlich wieder vor einem Maxi-Tigre. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass wir in Pescara das erste Mal auf einen Tige- Supermarkt gestoßen sind und diesen tief in unser Herz eingeschlossen haben. Mal von dem guten Angebot abgesehen habe ich in noch keinem anderen Supermarkt so gute Musik gehört, es hat richtig Spaß gemacht dem Konsum zu frönen. Als Kinder der Konsumgesellschaft fühlten wir uns wie im Paradies … Maxi-Tigre ist ein Tigre in Maxi-Ausführung. Wir standen also davor, ich freute mich schon seit dem letzten Tag auf den großen Joghurt zum Frühstück, doch die Enttäuschung war groß. Die hatten einfach zu! An einem ganz normalen Montag. Nach einigem Warten und dem Versuch die Öffnungszeiten zu entziffern, gingen wir in einen schäbigen Imbiss, den einzigen der offen hatte, und um uns dort mit „höllisch guten Burgern“ , die aus Weißbrot mit Wurst bestanden, einen kleinen Trost zu verschaffen. Die italienischen Wetternachrichten klärten uns auf: wir waren in der kältesten Ecke Italiens. Der Süden und auch der Norden bei Venedig waren wesentlich wärmer.

Die nächste Nacht verbrachten wir in einem Strohlagerplatz. Am Abend hatte sich alles Wasser, das in dem nass zusammengepackten Zelt war, sich in meinem darunterliegenden Schlafsack eingefunden, ein gänzlich neues Phänomen, was den Anfang der Nacht nicht schöner machte. Für das Frühstück wurde das halbvolle Nutellaglas aufgeteilt, was bei der Temperatur ohne weitere Gefäße möglich war.

Am letzten Tag, wir schritten auf die Küste bzw. den Ort Francavilla al mare zu, zeigte uns Italien seine warme Seite. In lang erhofftem Sonnenschein öffnete sich die Adria vor uns, es war ein wunderschöner letzter Tag. Das kleine Bad war ein Muss, und bis auf den Wind war es auch ganz angenehm. Am Strand kamen wir noch bis nach Pescara, wo sich der Bogen zu einem Ganzen zu schließen schien. Am nächsten Tag ein schöner Flug über die Alpen und wir waren zurück.

Fotos


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