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Du bist hier hintenrum »Blog »Artikel : Streetview und die Spießer - 19.11.2010
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blog | Streetview und die Spießer

# 85 || 19.11.2010 18:13:27

Streetview und die Spießer

Endlich ist Streetview auch bei uns vorhanden!
Besonders die deutsche Politik hat sich bei dem Thema Datenschutz mal wieder wunderbar lächerlich gemacht, mit Unwissenheit geglänzt und in wildem Aktionismus auf Streetview eingeschlagen. Dank dieses ganzen Schwachsinns gibt es die Möglichkeit sein Haus zu verstecken.

Der anständige deutsche Spießbürger fürchtet nun also um seine diffus umrandete Persönlichkeit und hat selbstverständlich sein Haus verstecken lassen. Doch damit hat er sich offensichtlich geschnitten, den verpixelt ist noch lange nicht weg.
Ich habe ein beliebiges Haus aus der Nachbarschaft einer kleinen Untersuchung unterzogen, woraus sich zwei Fragen ergeben:
Ersten, was soll hier überhaupt versteckt werden?
Zweiten: ist es versteckt?

(Hier sollte eigentlich eine kleine Screenshot-Galerie stehen, aber dank der restriktive Urheberrechte seitens Google lass ich das mal lieber sein.
Ist zwar nicht so komfortabel, aber ich versuchs mal so:)


Größere Kartenansicht
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Die Spießer-Theorie: Als platt verallgemeinerter Pauschalausdruck muss mal wieder der Begriff "Spießer" herhalten, um alle "Häusleverpixler" wertend über einen Kamm zu scheren. Die Spießer-Theorie besagt, dass sich die Anzahl versteckter Häuser reziprok proportional zur Lebensqualität verhält.
(Oder soll man erwarten, dass man hinter den unscharfen Scheiben von freundlichen und weltoffenen Bürgern empfangen wird?)

Ein anderer vollkommen undurchsichtiger Aspekt ist die "gefühlte Privatsphäre". Ich gehe davon aus, dass Streetview lediglich eine menschliche Perspektive aus dem öffentlichen Raum wiedergibt. Mir ist vollkommen klar, dass man manche Situationskomik nachträglich aus den Bildern entfernen möchte (es wimmelt nur so von Beispielen wie z.B. Einsichten in Ausschnitte, Adipositas im Freibad und Maurerdekolletes).
Aber ist es nicht die jahrtausende alte Städtebaukultur, Fassaden für den öffentlichen Raum zu gestalten? Wo ist da die Privatsphäre? Das eigene Haus ist ja nicht einmal nach Gutdünken zu gestalten, es gibt Vorschriften für die Dachfarbe und Winkel, Denktmalschutzvorschriften usw. kurz, das Aussehen des Hauses ist ohnehin in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext eingebunden. Soweit man meinen Vorgarten einsehen kann, kann ich mich eben nicht ungesehen bewegen, das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Mir ist eigentlich total egal, ob sich jemand in 20.000 Km Entfernung meine Tulpen anschaut, wenn sie geklaut sind waren es eh die Nachbarbengels und das haben sie auch ohne Streetview geschafft.

Um nochmal auf obiges Beispiel zurück zu kommen: Was ist an dem Haus verstekt? Der Fakt, dass es verpixelt sein soll verrät wahrscheinlich wesentlich mehr über Bewohner/Besitzer als die Fotos. Das privateste Bild ist ohnehin die Luftansicht mit dem "Garten hinterm Haus".

Mir hat Streetview schon manchmal einen großen gefallen getan, z.B. als ich in London einer ungenauen Wegbeschreibung folgen sollte, sowas lässt sich wunderbar im Vorfeld testen, ohne dass man sich die Füße wund läuft und zu spät kommt. Das Haus in London, in dem ich ein Jahr wohnte ist seit Jahren online und steht immer noch. Ich fänd es schade wenn es plötzlich verschwinden würde.


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